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Frage von Sascha Z. •

Frage an Guido Westerwelle von Sascha Z. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Westerwelle,

mein Thema ist eines, das in der Öffentlichkeit und auch im Bundestag seit Jahren zu wenig Aufmersamkeit bekommt: die Wehrpflicht (was man ja auch daran sieht, dass es hier kein eigener Unterpunkt ist).
Sie wurde im Zuge des NATO-Beitritts eingeführt und hatte meines Erachtens bis 1989/90 auch Legitimation. Seither jedoch hat sie es nicht mehr.
Viel mehr damit verbunden sehe ich aber den Begriff der Freiheit, der in jenen neun Monaten eher einer Zwangsarbeit gleicht. Das sind harte Worte, entspricht aber leider der Realität.
Ich bin Zivi und wollte eigentlich im Januar für sechs Monate nach China gehen, um dort Englisch zu unterrichten. Dies hätte mir auch für mein Politik- und Sinologiestudium viel gebracht ab nächstem WS. Aber das BAZ lehnte mein Ersuch auf einen Dienst in Abschnitten ab, nur weil behördenintern geregelt ist, dass es vor Dienst beantragt werden muss (nicht aber gesetzlich).
Da will man als junger Mensch genau das machen, was die Gesellschaft heutzutage von einem verlangt und wird ausgebremst, obwohl man seinen Zivildienst genauso abgeleistet hätte, nur aber ein Jahr früher studieren hätte können.

Abgesehen von meinem "Einzelfall" kenne ich sooo viele, die sagen: "Wie komme ich da herum?" Und das ist eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung. Vier von fünf Parteien sind gegen die Wehrpflicht, aber niemand hat seit Jahrzehnten daran gerüttelt.
In den Niederlanden muss man z.B. ein FSJ machen, wenn man keine Ausbildung findet. Sinnvoll, denn dann ist der Lebenslauf gefüllt und man kann es dann erneut probieren. Hier jedoch haben viele bessere Pläne für das eine Jahr, werden aber ausgebremst.
Lassen sie dieses Thema nicht untergehen, Herr Westerwelle, denn es betrifft weit mehr Menschen jedes Jahr, als das man es nie erörtern sollte. Und Wehrgerechtigkeit etc. sind Punkte, die ich da nicht einmal genannt habe. Vielleicht greifen Sie dies ja einmal zeitnah auf - leider wird das Thema oft vergessen...

MfG

Sascha Zhivkov

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Zhivkov,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht vom 22. November 2007 und für Ihre offenen Worte.

Ich stimme Ihnen vollkommen zu: Die allgemeine Wehrpflicht stellt einen tiefen Einschnitt in die Lebensplanung und in die Freiheit junger Bürger in unserem Land dar. Diese Einschnitte sind mit der Aufrechterhaltung der äußeren Sicherheit unseres Staates nicht mehr zu rechtfertigen und gesellschaftspolitisch nicht vermittelbar. Aus diesem Grund setzten sich die Freien Demokraten und ich ganz persönlich bereits seit langem für die Aussetzung der Wehrpflicht und die Umwandlung der Bundeswehr in eine Freiweilligenarmee ein. Seien Sie versichert, dass wir dieses Thema auch in Zukunft verfolgen werden. Dabei zähle ich auf Ihre Unterstützung.

Nochmals vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ihnen persönlich alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Guido Westerwelle, MdB