Frage an Guido Westerwelle von Jan- Christian B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Lieber Herr Westerwelle,

ich hatte mir vor der letzten Bundestagswahl gut überlegt, wem ich meine Stimme gebe und mich letztlich für die FDP entschieden. In den Monaten nach der Wahl war ich, wie offenkundig viele Andere, einigermaßen entsetzt wie insbesondere Sie persönlich aufgetreten sind. Ich will nicht alte Kritik aufwärmen, aber vielleicht kann man dies mit gewissem Abstand nochmal besser reflektieren. Nach der Wahl waren Sie in der Öffentlichkeit quasi omnipräsent und haben zielsicher jedes Fettnäpfchen mitgenommen, das sie erreichen konnten. Unglücklicher Zufall kann das kaum gewesen sein. Das fing mit ihrem Anspruch auf das Außenamt an, was zunächstmal nachvollziehbar ist, aus meiner Sicht aber ungeschickt und unüberlegt war. Dass Sie ihren Lebensgefährten auf Staatsreisen in Länder mitgenommen haben, in denen Homosexualität unter Strafe steht, ist ebenfalls legitim, zeugt aber nicht gerade von Fingerspitzengefühl eines neues Außenministers. Mit der schwer vermittelbaren Änderung der Hotelsteuer setzte sich das Dilemma fort. Mir hat es ehrlich gesagt leid getan, dass Sie Ihre jahrelange Arbeit für die FDP in wenigen Monaten so leichtfertig (ich bin geneigt zu sagen: vorsätzlich) zerstört haben. Seither hört und sieht man von Ihnen gar nichts mehr, was ehrlich gesagt das deutlich kleinere Übel ist, aber irgendwie ja auch eine seltsame Situation. Ich will Sie um Gottes Willen nicht animieren, dort weiter zu machen wo Sie aufgehört haben. Aber es würde mich schon interessieren, wie Sie das rückblickend sehen und wie Sie sich Ihre weitere Zukunft vorstellen. So schade es ist, momentan sieht es ja nicht so rosig aus, damit können Sie ja kaum zufrieden sein.

Herzliche Grüße

Jan-Christian Baiersdorf