Frage an Guido Westerwelle von Gerald K. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrter Herr Minister,

ich habe eine Frage zum Thema Wehrpflicht: Seit Jahren befürwortet ihre Partei die Abschaffung der Wehrpflicht. Diese deutsche Tradition gilt als zu teuer und ungerecht. Ich denke, dass die Wehrpflicht seit 1990 so vielen Reformen unterzogen wurde, dass man sich fragen muss, ob das große Argument für die Wehrpflicht, die Offenheit zur Gesellschaft und die Angst vor dem Staat im Staate, nur noch wie ein Vorwand dafür ist, dieses ungeliebte Thema nicht besonders weit oben auf die politische Tagesordnung zu setzen. Als Soldat weiß ich aber auch, dass sich ein großer Teil der heutigen Zeit- und Berufssoldaten aus vormalig Wehrpflichtigen rekrutiert. Wenn man die Wehrpflicht abschaffen würde, welche Anreize würden Sie setzen, damit die Bundeswehr ihre künftigen Offiziere und Feldwebel nicht aus auf dem zivilen Markt Übrigen, sondern aus überzeugten Staatsbürgern auswählt?
Ich bin davon überzeugt, dass die Verkürzung der Wehrdienstzeit auf 6 Monate ein Signal in Richtung Abschaffung zu deuten ist, jedoch wirkt diese Entscheidung wie ein Kompromiß, der schlechter zu bewerten ist, als die Alternativen (9 Monate bzw. Abschaffung).

Ungeachtet dieser Fragestellung möchte ich Ihnen meine Zustimmung zu der von Ihnen angestoßenen Sozialstaatsdebatte ausdrücken und meine Hochachtung dafür aussprechen, dass Sie dieses Thema mit einer so bundespolitisch seltenen Offenheit diskutieren.

Gerald Kunzmann