Frage an Guido Westerwelle von Yves B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Dr. Westerwelle,
im FDP-Programm zur Bundestagswahl hat Ihre Partei sich dazu bekannt, Verbesserungen in der Rechtssituation ausländischer Staaten (nicht vorrangig durch Sanktionierung und Ausgrenzung, sondern im Dialog) anzustreben.
Irritiert haben mich in diesem Zusammenhang die Medienberichte über Ihren ersten Antrittsbesuch, mit dem Sie den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski persönlich beehrt haben, denn ich konnte darin keinen Hinweis darauf entdecken, dass Sie diese Gelegenheit zur Ansprache der mitunter problematischen Rechtspraxis in Polen genutzt hätten.
Konkret beziehe ich mich darauf, dass meinen Recherchen zufolge
( http://de.wikipedia.org/wiki/Parada_R%C3%B3wno%C5%9Bci ) die sogenannte "Parada Rownosci", eine jährliche Demonstration gegen Diskriminierung Homosexueller in Warschau, in den Jahren 2004 und 2005 verboten (Initiator hierfür war Herr Kaczynski, damals Warschauer Bürgermeister, der u.a. damit zitiert wird, die Parade verletze religiöse Gefühle und gefährde die öffentliche Moral) und 2006 erst auf massiven ausländischen Druck hin genehmigt wurde und Polen in diesem Zusammenhang 2007 vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte der Verletzung der Versammlungsfreiheit für schuldig befunden wurde.
Daher bitte ich Sie (vorbehaltlich eventueller Stillschweigenspflichten Ihrerseits) um ggf. begründende Auskunft darüber, ob Sie bei Ihrem Besuch insbesondere Herrn Kaczynscis selbst lediglich Freundschaftsbotschaften überbracht haben oder mir kritische Anmerkungen obiger Art Ihrerseits- z.B. aufgrund medialer Berichterstattung- bisher nur entgangen sind.
Mit freundlichen Grüßen
Yves Busch
Sehr geehrter Herr Busch,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht vom 2. November 2009 und für Ihre Frage.
Außenpolitik gehört seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland zum wertvollsten Inventar unserer Republik. Deutsche Außenpolitik ist interessengeleitet und ausdrücklich auch werteorientiert.
Ganz bewusst bin ich nach meinem Amtsantritt als erstes nach Polen gereist. Es ist mir ein Kernanliegen, dass wir die Tiefe und die Qualität der Beziehungen, die wir mit unseren westlichen Nachbarn bereits haben, auch mit unseren östlichen Nachbarn erreichen. Dabei geht es mir vor allem um das Zusammenwachsen der Gesellschaften.
Das habe ich auch in meiner Rede im Deutschen Bundestag am 10. November 2009 klar dargelegt. Mit meiner Antwort übersende ich Ihnen den Link zu diesem Dokument und hoffe, es findet Ihr Interesse: http://www.guido-westerwelle.de/Reden/328c88i37/index.html . Für den Kurs, den Sie darin erkennen, setze ich auf Ihre Unterstützung.
Nochmals vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ihnen persönlich alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Guido Westerwelle, MdB
Bundesvorsitzender der FDP