Frage an Guido Westerwelle von Ralf W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Wersterwelle,

eine Frage zum Thema "intellektuelle Redlichkeit":

Sie sind dafür bekannt, dass Sie gerne gegen 1968er wettern, und nach der Bundestagswahl wurde dies in der Sendung "Hart aber Fair" vom 28.09.2009 (WDR) von Hans-Ulrich Jörges (STERN-Magazin) bestätigt: Sie hätten eine wenn auch verständliche, aber regelrechte Allergie bzw. Abneigung gegen die 1968er-Bewegung unter anderem deswegen, weil diese "besserwisserisch-linken Weltverbesserer" (H.-U. Jörges) unter den Lehrern ihre Schüler damals zu bekehren versuchten, Schüler, zu denen Ihre Generation ja gehört. H.-U. Jörges: "... das ist eine Besessenheit von Westerwelle. Alles, was nach 1968 riecht, hasst er buchstäblich." Ich weiss nicht, ob es einen solchen "Hass" Ihrerseits wirklich gibt oder ob er nur politisch vorgetäuscht ist, um zu polarisieren. Meine Meinung: ob echt oder vorgetäuscht - es vergiftet das gesellschaftliche Klima, genauso, wie wenn man jeden FDP-Politiker auf einen marktradikalen Neoliberalen reduzierte.

Natürlich gibt es bei jeder gesellschaftlich-politischen Bewegung / Richtung immer zweifelhafte Vertreter. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, dass es der 1968er Bewegung zu verdanken ist, dass es heute in der Politik neben zahlreichen Frauen selbstverständlicherweise auch einen Platz gibt für jemanden wie Klaus Wowereit oder Cem Özdemir, und dass die deutsche Gesellschaft gegenüber ethnischen, religiösen und sonstigen Minderheiten insgesamt toleranter geworden ist?

Warum diese verbissene Verbalattacken und Haltung gegenüber der 1968er Bewegung? Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Sie ohne "1968" politisch vielleicht niemals soweit gekommen wären wie Sie heute sind?

Mit freundlichen Grüssen aus der Schweiz

Ralf Wörner (Jahrgang 1968)