Frage an Guido Westerwelle von Emilia M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Werter Herr Westerwelle,
in Ihren Reden höre ich immer "der Mittelstand soll entlastet" werden. Ich frage mich, ab welcher Gehaltsgruppe bin ich Mittelstand, so ich als "normal verdienender Bürger" zu solchem überhaupt noch hinzu zähle. Der normal verdienende Bürger ist lange nicht mehr der, der mehr als 40.000 € im Jahr verdient, wie ich mal aus einer Statistik des Stat.Bundesamtes erfuhr. Ich frage mich, woher man diese Zahlen nimmt. Mein Mann und ich verdienen ZUSAMMEN 34.000€, haben 3 Kinder; ich gehe nicht aus Spaß oder Selbstverwirklichung arbeiten. Ich arbeite um die Miete, die Energiekosten, die Ausbildung der Kinder mit zu finanzieren. Trotz Abi beider Elternteile, haben wir jenseits der 40er keine Chance mehr uns finanziell zu verbessern. Wir müssen unbezahlte Überstunden machen und dürfen uns nicht beschweren, damit wir den Arbeitsplatz und somit noch die Würde behalten, nicht auch noch für existenzielle Dinge "betteln" zu gehen. Erfahrungsgemäß haben meine Kinder trotz nachgewiesenem intellektuellen Potenzials keine Chance auf Gymnasium, weil wir uns das nicht leisten können.
Warum werden mitarbeitende Ehefrauen die st.-klasse 5 wählen in solchen Gehaltsklassen nicht entlastet? Warum werden Kinder bei der Einkommensteuerberechnung nicht berücksichtigt?..nicht in kleinen Gehaltsklassen..bei Gutverdienenden macht sich der Kinderfreibetrag gravierend bemerkbar, die Steuerersparniss ist höher als das Kindergeld.
Wie sollen Menschen wie ich privat für die Rente vorsorgen? Oder noch schlimmer, Friseurinnen die für 800 Euro ganztags arbeiten. Was spricht da gegen einen Mindestlohn um den Menschen die Würde zu bewahren? Warum lehnt "schwarz-gelb" in BaWü ein gesundes Schulessen ab, das die EU mit 50% der Kosten subventionieren würde. Zu teuer, laut Koalition, aber für LZB´s kann Geld locker gemacht werden.
Sind die, die sich jetzt schon Gesundheit,Bildung und private Rentenvorsorge nicht leisten können trotz Arbeit kein Mittelstand mehr?
Mfg Emilia Maldera
Sehr geehrte Frau Maldera,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht vom 22. September 2009 und für Ihre offenen Worte.
Ihr Verärgerung kann ich gut verstehen: Deshalb wollen wir, dass sich die Arbeit der Bürgerinnen und Bürger wieder lohnt. Es ist die Mitte der Gesellschaft, die unsere Gesellschaft trägt. Sie kümmert sich um die Ausbildung der Kinder und lebt die Solidarität mit den Schwächeren. Deswegen wollen wir eine große Steuerstrukturreform mit fairen Steuersätzen für alle und werden damit sofort beginnen: Unmittelbar nach der Wahl werden wir die Familien entlasten und die Kinder durch einen einheitlichen Grundfreibetrag in Höhe von 8.004 Euro mit den Erwachsenen gleichstellen. Damit muss eine Familie mit zwei Kindern dann erst ab einem Jahreseinkommen von über 40.000 Euro Steuern zahlen. Faire Steuern sind die Voraussetzung für Wachstum und damit für gesunde Staatsfinanzen. Diesen Kurs werden wir konsequent halten.
Unter http://www.hermann-otto-solms.de/wcsite.php?wc_b=5975 können Sie mit dem Nettorechner ganz konkret nachvollziehen, was unsere liberale Steuerreform für Sie persönlich bedeutet. Ich hoffe, dieses Angebot findet Ihr Interesse.
Nochmals vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ihnen persönlich alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Guido Westerwelle, MdB
Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion
Bundesvorsitzender der FDP