Frage an Günter Krings von Peter A. bezüglich Bildung und Erziehung
Guten Tag, für mich ist die Antwort, die Sie vor zwei Jahren gaben, nicht zufriedentstellend. Im letzten Jahr sind meines wissens 600 Schüler abgewiesen worden, die eine Gesamtschule in MG besuchen wollten. Ich finde dabei wird massiv der Elternwille mißachtet. Abgesehen davon, welches Elternpaar, welches sich Gedanken um das Wohlergehen seines Kindes macht und nicht nur an laufenden Konsum, gibt sein Kind auf ein Gymnasium in diesen Zeiten? Nur ein Stichwort, G8. Mein Sohn wird im nächsten Jahr festgelegt werden, das allein ist schon ein Witz. Was sich die Landesregierung da erlaubt hat.....mir fehlen die Worte. Noch weiter vom Bürger entfernt kann die CDU wohl kaum entfernt sein.
Wir haben in den letzten Jahren genug über den maroden Zustand unseres Bildungssystems gehört und gelesen und Sie versuchen es noch zu zementieren. Ich möchte meinem Sohn eine Kindheit ermöglichen, die diesen Namen noch verdient. Ich werde meinen Sohn nicht auf´s Gymnasium schicken, solange diese Mißstände existieren. Wann kommen mehr Plätze an Gesamtschulen?
Sehr geehrter Herr Albers,
vielen Dank für Ihre Nachfrage zum Thema „Gesamtschulen“. Ich trete für ein Schulsystem ein, in dem die starken Schüler gefordert und die schwächeren Schüler gefördert werden. Meines Erachtens brauchen wir dafür das mehrgliedrige Schulsystem, da nur darin auf die speziellen Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden kann. Unabhängig davon, stimme ich Ihnen zu, dass wir unser Bildungssystem verbessern müssen. Die CDUgeführte Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat dazu in den vergangenen Jahren bereits Einiges bewegen können. Ich erinnere an die vielen tausend Lehrer, die zusätzlich eingestellt worden sind, wodurch sich der Unterrichtsausfall erheblich reduziert hat. Auch die jüngste „Hauptschuloffensive“ ist ein wichtiger Schritt, da wir diese Schule zur praktischen Ausbildung der Schüler dringend benötigen, wenn wir an den zu erwartenden Fachkräftemangel in den kommenden Jahren denken. Ganz wichtig ist für mich auch der Ausbau der Ganztagsangebote für alle Schulformen. Auch an den Gymnasien wird es in Zukunft verstärkt Ganztagsangebote geben. Dadurch lässt sich dann auch besser die Verkürzung der Schulzeit an den Gymnasien auf 8 Jahre umsetzen. Sicherlich hat diese Verkürzung auch zu einigen Schwierigkeiten geführt, die aber erkannt worden sind und nun abgestellt werden sollen. Denn im internationalen Vergleich war und ist es richtig, dass auch unsere Kinder schneller in Ausbildung oder Studium kommen können.
Eine Gesamtschule kann nur funktionieren, wenn dort die entsprechende Mischung der verschiedenen Leistungsstärken von Schülern vorhanden ist. Sie braucht eben gleichmäßige Anteile von Schülern mit Hauptschul-, Realschul- oder Gymnasial-Empfehlung. Nur so können die entsprechenden Unterrichtsverbände gegründet werden und nur so ist zum Beispiel auch garantiert, dass Schüler mit einer Empfehlung für das Gymnasium auch an einer Gesamtschule später ihr Abitur in einer funktionierenden Oberstufe machen können.
Dies ist leider aber in Mönchengladbach nicht der Fall. Sie erwähnen die über 600 Schüler, die auch in diesem Jahr vermutlich nicht an einer Gesamtschule aufgenommen werden können. Hierbei handelt es sich eben meistens um Schüler mit einer Hauptschulempfehlung.
Daher unterstreiche ich noch einmal die Notwendigkeit für eine Stärkung der Hauptschulen. Das Image und das Lehrangebot soll dort nun durch die Offensive der Landesregierung verbessert werden.
Wichtig ist aber auch, dass z.B. Haupt- und Realschulen wo es möglich ist stärker kooperieren. Wir sollten endlich aufhören, schulideologische Diskussionen auf dem Rücken unserer Kinder auszutragen. Das sind letztendlich die Debatten von gestern, die uns nicht weiter bringen. Ich möchte in der Schulpolitik nicht länger über abstrakte Schulformen diskutieren, sondern über die Inhalte und die Realität der Schulbildung. Die Landesregierung tut gut daran, daher auch alle Schulformen zu stärken, damit eben die Vielfalt der Wahlmöglichkeiten im Interesse unserer Kinder erhalten bleibt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Günter Krings