Sehr geehrter Herr Gysi, betrachtet mann die Gewinne der Firma Uniper seit Börsengang, sieht es stark nach einer geplatzen Blase eines bereits maroden Unternehmes aus, können Sie dies erleutern ?
Bei einer schnellen Recherche der Gewinne von Uniper zeigte sich mir folgendes Bild:
Die Firma war 2015 mit 4 Milliarden in den Miesen, ging 2016 an die Börse, woraufhin der Gewinn langsam ins positive stieg, dann aber 2020 schlagartig einbrach, um 2021 wieder bei minus 4 Milliarden zu landen.
Das Corona einen solch starken Effekt auf Uniper / den Gasmarkt gehabt haben soll, scheint mir unwahrscheinlich - und wenn doch Großteile unserer Gasversorgung an dieser Firma hängen, warum haben wir dann nicht bereits 2020-21 von Uniper gehört ? Oder ist mein Eindruck, das Uniper bereits 2020-21 in der Krise war, falsch ?
Ich danke für die Berücksichtigung meiner Frage, eine Antwort würde mir sehr viel bedeuten, da ich mich als Bürger in letzter Zeit zunehmend der Politik bzw. Wirtschaft machtlos ausgesetzt fühle.
Sehr geehrter Herr S.,
Ihre Anfrage vom 20. August hat mich erreicht. Ausweislich des Geschäftsberichts hat Uniper 2020 einen Konzernüberschuss von 402 Mio. Euro erzielt und 2021 dann über 4 Mrd. Euro Verluste bilanziert. Gleichzeit stiegen die Umsatzerlöse von 51 Mrd. Euro 2020 auf 124 Mrd. Euro 2021. Das zeigt, dass die Energiepreisentwicklung bereits vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine aus dem Ruder zu laufen begann und sich damit das Geschäftsmodell des Konzerns als nicht mehr tragfähig erwies. Da aber ein großer Teil des Gaseinkaufs für den deutschen Markt über Uniper lief, musste staatlicherseits eingegriffen werden, um ein kurzfristiges Zusammenbrechen mit unabsehbaren Folgen für die Gasversorgung in Deutschland zu verhindern. Der Verzicht der Bundesregierung, diese Unterstützungsmaßnahmen durch eine Übergewinnsteuer insbesondere für Energie- und Rüstungskonzerne zu finanzieren, und das viel zu lange betriebene Vorhaben, stattdessen die Verbraucherinnen und Verbraucher mit einer Gasumlage zu belasten, erweisen sich dabei als fatal.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Gysi