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Gregor Gysi
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Frage von Horst W. •

Frage an Gregor Gysi von Horst W. bezüglich Finanzen

sehr geehrter Herr Gysi

Mit Interesse verfolge ich Ihre Reden vor dem deutschen Bundestag und ich bewundere Ihr soziales Angagement. Sie sprachen unter anderem von der notwendigkeit den ausufernden Reichtum einiger weniger in unserem Land zu begrenzen.Mir ist nicht ganz klar wie das erreichen wollen. Natürlich ist es möglich auf große Vermögen eine Reichensteuer zu erheben, nur löst das in meinen Augen nicht das Problem. Nach meiner Ansicht dürfen solche Vermögen gar nicht erst entstehen und dies liegt ohne Zweifel an unserem Finanzsystem. So habe ich sicher nichts dagegen wenn jemand Millionen verdient aber was mich stört ist das ich, und mit mir jeder arbeitende Mensch, für die Zinsen auf diese Million arbeiten muss. Zins und Zinseszins haben dafür gesorgt das Vermögen exponentiell anwachsen. Sie selbst haben des öfteren von einer Umverteilung von unten nach oben gesprochen. Das vielpropagierte Wachstum dient meiner Ansicht nur noch dazu die Renditeansprüche der Kapitaleigner zu bedienen. Die Bevölkerung hat von diesem Wachstum schon lange nichts mehr.
Würden wir unser Geld wieder als das betrachten was es eigentlich ist, nämlich ein öffentliches Tauschmittel, dann müsste logischerweise jeder der dieses öffentliche Tauschmittel nur gegen einen erpressten Zins wieder hergibt bestraft werden und zwar durch Wertverlust. Die große Mehrheit der Bevölkerung zahlt mit jedem Preis ungleich mehr Zins als sie selbst empfängt. Dies alles sind nicht meine Ideen sondern die Lehren des Silvio Gesell,wie stehen Sie dazu?

mit freundlichen Grüßen
H. Wüsten

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Sehr geehrter Herr Wüsten,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 11. Januar, die ich mit Interesse zur Kenntnis genommen habe.
Nun ist aber das große Vermögen einmal entstanden, so dass es auch entsprechend besteuert werden sollte. Abgesehen davon stimme ich Ihnen zum Teil zu. Allerdings wird es Darlehensvergaben ohne Zinsen nicht geben, weil derjenige, der ein Darlehen vergibt, ein Risiko eingeht, das Geld nicht zurückzubekommen. Sein Anreiz besteht also nur darin, ggf. etwas mehr zurückzubekommen. Nur so sind ja die Zinsen im übrigen auch entstanden. Inzwischen ist das Ganze aber erheblich und völlig zu Unrecht ausgeufert.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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