Frage an Gregor Gysi von Benjamin W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Gysi,
im Moment wird der Regierungsentwurf zur Umsetzung der EU-Feuerwaffenrichtlinie besprochen. Als Sportschütze habe ich ein Interesse daran, nicht »noch« mehr eingeschränkt zu werden, insbes. bei ausbleibendem Gewinn an zusätzlicher Sicherheit (Stichwort "Geeignetheit" des Vorhabens).
Ich halte Sportschützen auf Grund ihrer Auflagen für überdurchschnittlich gesetzestreue Bürger, die durch mehrfache Verschärfung der Gesetze in den letzten Jahren immer weiter eingeschränkt wurden. Hinzu kommt, dass Sportwaffen eine verschwindend geringe Deliktrelevanz haben:
"Im Jahr 2014 wurden gemäß der polizeilichen Kriminalstatistik insgesamt 6.082.064 Straftaten registriert.
Lediglich in 0,2% der Fälle waren Schusswaffen involviert. Im Zusammenhang mit Straftaten wurden
insgesamt 443 Waffen an Tatorten sichergestellt, wovon 75,7% (335) erlaubnisfrei und 24,3% erlaubnis-
pflichtig waren. Nur 5 erlaubnispflichtige Schusswaffen (4,9%) waren legal besessen, dagegen über 95%
in illegalem Besitz. (Quelle Bundeskriminalamt, Wiesbaden)" (Siehe: http://www.oberlandarms.com/pdf/fakten_missbrauch_von_legalen_waffen_indeutschland.pdf )
Es erschließt sich mir daher nicht, warum uns die Ausübung unseres Sports (das Schützenwesen ist übrigens UNESCO-Kulturerbe, der Schießsport auch olympisch) noch weiter erschwert, manchen Schützen aus zeitlichen Gründen nahezu unmöglich gemacht werden soll. Auch für das Sportschießen als Breitensport, und somit die Nachwuchsgewinnung, stehen die Zeichen schlecht.
Ihnen ist sicher auch bewusst, dass diese Gesetzesverschärfung keinen Kriminellen oder gar Terroristen davon abhalten wird, Verbrechen zu begehen, da diese sich niemals diesen langwierigen, aufwändigen Prozess antun würden, um auf legalem Wege Waffen zu erwerben. Genutzt werden illegale Waffen, geschmuggelt aus aller Welt oder, wie beim Anschlag in Halle, sogar selbst gebaute Waffen.
Mir erscheint mir das Gesetzesvorhaben nicht verhältnismäßig. Sehen Sie das auch so?
Sehr geehrter Herr W.,
Ihre Nachricht vom 24. Oktober hat mich erreicht.
Ihr Anliegen kann ich gut nachvollziehen. Ich habe mir erlaubt, Ihr Schreiben an unsere innenpolitische Sprecherin Ulla Jelpke und unseren rechtspolitischen Sprecher Friedrich Straetmanns weiterzuleiten.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Gysi