Frage an Gregor Gysi von Lars K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Gysi,
ich wünsche Ihnen ein gutes und gesundes neues Jahr.
Ich möchte anmerken, dass ich vor dem heutigen Interview von Herrn Wulf in etwa die selbe kritische Meinung vertrat, wie in den Fragen vor mir.
Eine Äußerung Herrn Wulfs in dem Interview hat mich allerdings zum Nachdenken gebracht. Auf die Fragen nach den kostenlosen Urlaubsaufenthalten antwortete Herr Wulf: "Wenn man als Ministerpräsident keine Freunde mehr haben darf und wenn alle in Deutschland nicht mehr bei Freunden übernachten dürfen, dann verändert sich die Republik zum Negativen."
Dazu möchte Ich von Ihnen gerne wissen, gehen Sie mit Freunden anders um? Meiner Meinung/Definition nach ist es genau das, was eine Freundschaft u.a. ausmacht.
Wenn Sie bei "Freunden", nicht "Bekannten" ein Wochenende verbringen, würden Sie wie Frau Schausten in dem Interview von sich selbst sagte Ihre Freunde dafür entschädigen??
Das selbe sehe ich in etwa bei dem Privatkredit Frau Gerkens an Herrn Wulf, an dieser Sache war an sich nichts "Illegales". Für Freunde würde ich (meinen Möglichkeiten nach) moralisch gesehen so etwas auch tun.
Würden oder behandeln sie Freunde mittlerweile anders als vor Ihrer Zeit als Politiker, vorsichtiger?
Das man der "Bild" und dem ASV nicht alles glauben darf, und neutrale Berichtserstattung anders aussieht, sollte jedem klar sein. Ich denke, Herr Wulf war bei dem Anruf menschlich gesehen aufgebracht, sonst hätte er wohl niemals freiwillig auf einen AB gesprochen und damit möglich gemacht, dass dies gegen Ihn verwendet wird.
Die einzige Sache an der ganzen Geschichte die für mich wichtig und noch nicht geklärt ist, Herr Maschmeyer. Dazu möchte ich aber nichts direktes sagen, sonst wird dieser Beitrag genau wie die Dokumentationen über Ihn zensiert oder gelöscht. Allerdings finde ich die NDR-Dokumentation "Der Drückerkönig und die Politik" an dieser Stelle erwähnenswert.
Wie sehen Sie das ganze, nach dem Interview?
Mit freundlichem Gruß,
Lars Köppe
Sehr geehrter Herr Köppe,
selbstverständlich gehört zu einer Freundschaft, dass man sich gegenseitig Dinge kostenlos gewährt. Wenn ich zu einem Freund führe, wäre es völlig albern, wenn ich ihm für eine Übernachtung Geld anböte. Umgekehrt gilt das ebenso. Allerdings habe ich keine Freunde die ein solches Domizil besitzen, wo ich meinen Urlaub verbringen würde.
Meines Erachtens hat Herr Wulff schlechte Berater. Sie hätten verhindern müssen, dass er selbst Herrn Diekmann anruft und erst Recht verhindern müssen, dass er auf eine Mailbox spricht. Es wäre auch wichtig gewesen von Beginn an die Dinge zu erklären. Ich verstehe nicht, warum er den Kredit verschwiegen hat als er eine entsprechende Frage als Ministerpräsident zu beantworten hatte. Jetzt gibt es ja auch einen Streit mit der Bank, wie es zum Kreditwechsel gekommen ist. Bei der Bank sind allerdings die Bedingungen entscheidend, bei einem Freund nicht. Auch ein Bundespräsident darf keine anderen Bedingungen erwarten als andere Bürgerinnen und Bürger.
Insgesamt finde ich, dass sich der Bundespräsident nicht besonders klug verhalten hat. Mich stört vor allem, dass er von einem Teil unterstützt wird, von dem anderen nicht. Das nimmt ihm die Überparteilichkeit. Er wird künftig immer auf jene Rücksicht nehmen müssen, die ihn jetzt unterstützt haben. Ich wünsche mir aber einen Bundespräsidenten, der auch der Mehrheit im Bundestag die Unterschrift unter einem Gesetz verweigert, wenn es offenkundig grundgesetzwidrig ist.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi