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Gregor Gysi
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Frage von adolf s. •

Frage an Gregor Gysi von adolf s. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Gysi,

" ich kann die Aufregung der Kirchen nicht verstehen "
(Kölner Stadtanzeiger, Ausgabe 27.4.09 Politik)
in Sachen Ethikunterricht und der angestandenen Abstimmung
in Berlin.
Andererseits haben Sie bei der Präsentation des Buches
- GOTT - von Dr. M. Lütz, (eine Fernsehübertrag auf Phönix) die Existenz und Verbreitung von Religion vehement begrüßt und als unbedingt notwendig erachtet. Wie können Sie dies miteinander vereinbaren ?

Mit freundlichen Grüssen
Adolf Schmitz

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schmitz,

ich sehe in meinem Verhalten nicht den geringsten Widerspruch. Ich habe immer beklagt, dass selbst die Abiturientinnen und Abiturienten in der DDR zu wenig vom Christentum, vom Judentum, vom Islam wussten. Das löste z. B. ein gewisses Unverständnis hinsichtlich der Musik von Bach oder der Bilder der "Alten Meister" aus. Deshalb in ich dafür, dass auch nicht religiöse Kinder über alle großen Religionen unterrichtet werden.
Die Verwaltungsgerichte haben entschieden, dass es auch islamischen Religionsunterricht geben muss. So entstand in Berlin die Idee, im Unterrichtsfach Ethik sämtliche Schülerinnen und Schüler zusammenzunehmen und sie über alle großen Religionen, großen Philosophien und Grundwerte, Intoleranz und gemeinsam zu unterrichten. Das katholische, das evangelische, das islamische, das jüdische, das nicht religiöse Kind lernen zusammen die großen Religionen kennen. So kann Toleranz und gegenseitiges Verständnis entstehen. Zusätzlich können die Kinder, wenn sie bzw. ihre Eltern es wollen, den Religionsunterrichten in Anspruch nehmen. Ich möchte aber nicht, dass ein katholisches oder ein muslimisches Kind ausschließlich Religionsunterricht hat und nicht den gemeinsamen Unterricht mit den anderen Kindern über sämtliche großen Religionen, Philosophien und Grundwerte erlebt. Insofern ist die Regelung in Berlin doch gut. Alle Kinder haben gemeinsam den Ethikunterricht und diejenigen, die es wollen, nehmen zusätzlich den Religionsunterricht. Wie in allen anderen Bundesländern wird der Religionsunterricht auch in Berlin aus Steuermitteln vom Staat finanziert, er wird in den Schulen gegeben. Aber der Religionsunterricht ist zusätzlich und freiwillig.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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