Frage an Gerd Dreßler von Rita H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Guten Tag Herr Dressler,
Was werden Sie und Ihre Partei bei einer Regierungsbeteiligung vor dem Hintergrund seit Jahren zweistelliger Wachstumsraten in der Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln aber rückläufiger Bio-Anbaufläche in SH als einzigem Bundesland ganz konkret unternehmen, um die Wachstumschancen einer ökologisch orientierten Landwirtschaft in SH wahrzunehmen? Welche Gründe für das schlechte Abschneiden SH’s im Bundesvergleich haben Sie bereits identifiziert, wie sollen diese abgestellt werden?
Freundliche Grüße
Rita Heß
Sehr geehrte Frau Heß,
Ihre Fragen zur Zukunft des Öko-Landbaus in Schleswig-Holstein sind leider nur allzu gerechtfertigt und bedürfen einer ausführlicheren Beantwortung, als das hier geschehen kann. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf den soeben erstellten "Aktionsplan Ökolandbau Schleswig-Holstein" der Grünen.
1) In Schleswig-Holstein wird die Rücknahme der Streichung der Beibehaltungsprämie für die Ökobewirtschaftung erstes und oberstes Ziel der Landwirtschaftspolitik nach einem möglichen Regierungswechsel für uns Grüne sein. Wir wollen darüberhinaus die Grünlandnutzungskonzepte auch im Ökolandbau voranbringen. Zur Verbesserung der Vermarktungschancen von Ökolebensmitteln setzen wir auf gezielte Verbraucherinformation und wollen Ökonahrungsmittel in öffentlichen Kantinen. Wir wollen den Ökolandbau stärker in die landwirtschaftliche Ausbildung aufnehmen und setzen mittels eines zu schaffenden Ökolandbaukompetenzzentrums auf breitere Akzeptanz bei den landwirtschaftliche Betrieben und ihren Mitarbeitern und Auszubildenden. Wir wollen die Programme aus der zweiten Säule ländliche Entwicklung (ELER) der EU stärker an den Anforderungen einer ökologischen Landbewirtschaftung ausrichten und Gentechnikfreiheit flächenübergreifend in SH sichern.
2) In der Bundespolitik muss sich SH dafür einsetzen, dass die Regelungen des EEG, des Baugesetzbuches, des Emissionsrechtes und des Bodenschutzrechtes so novelliert werden, dass die einseitige Ausrichtung der Biogaserzeugung auf Mais oder andere nachwachsende Rohstoffe beendet wird; Kleegras und Grünschnitt sowie biogene Reststoffe müssen besser gefördert werden. Die günstigen Bedingungen für Genehmigung und Betrieb von Massentierhaltungsanlagen müssen beendet werden; sie üben wegen ihres hohen Bedarfs an Gülleflächen zusätzlich einen hohen Druck auf die Pachtpreise aus. 20% der Agrarforschungsmittel sollen für den Ökolandbau verwendet werden. Wir wollen die EU-Agrarreform konsequent ökologisch gestalten. Ein besseres Greening und ein Kappen der ersten Säule muss zu einer Ökologisierung der gesamten Landwirtschaft führen.
3) Ich sehe in einer Kombination von vermehrten Anreizen zum Ökolandbau einerseits und einer verstärkten Aufklärung und Bildung der Verbraucher von Nahrungsmitteln durchaus die Chance auf einen Wechsel weg vom Schlusslicht SH´s im Ökolandbau.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Dreßler