Frage an Gerald Weiß von Heike R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Weiß,
eine Frage an Sie als Vorsitzenden des Ausschusses für Arbeit und Soziales. Die Rente mit 67 ist Gesetz. Mit zunehmenden Alter, mit sich ständig verschärfenden Stress am Arbeitsplatz erhöht sich, nachgewiesen vom Statistischen Bundesamt, der Krankenstand der über 65-jährigen, der schon heute doppelt so hoch ist wie bei den 40- bis 65-jährigen. In den ersten 6 Wochen zahlt der Arbeitgeber das Gehalt weiter, danach, bis zu 90% des Nettolohnes die Kassen. Rentenbeiträge zahlen für diese Zeiträume Arbeitgeber und Kassen weiter. Zahlreiche Krankmeldungen von über 65-jährigen, siehe Erkenntnisse des Statistischen Bundesamtes, werden die Belastungen der Arbeitgeber drastisch steigen. Herr Weiß, wer wird diese, real kommenden Kosten, das Statistische Bundesamt hat garantiert recht, bezahlen? Vom Gesetz sind die Arbeitgeber ausdrücklich geschützt , wörtlich: "Sonstige Auswirkungen auf die Kosten der Unternehmen entstehen nicht" !
Herr Weiß, versichern Sie, als Befürworter der Rente mit 67, den betroffenen Arbeiten und Angestellten, dass diese die "Zeche" nicht zahlen müssen?
Wer wird aber dann zahlen? Ich hoffe sehr, dass als "Lösung" nicht der Kündigungsschutz abgeschafft wird, oder ?
Da die Bundesrepoliker zurecht so sehr auf Demografie setzen, ist es kein theroretisches, sondern ein sehr reales und akkutes Problem.
Mit freundlichem Gruß
Heike Rogall
Sehr geehrte Frau Rogall,
die Integration von älteren Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen ist ein ernstes Anliegen der Politik. In Zeiten des demographischen Wandels kann sich unsere Gemeinschaft sowohl aus ethischen, aber auch aus ganz realen, finanziellen und wirtschaftlichen Gründen nicht mehr erlauben, einen großen Teil ihrer Bevölkerung vom Arbeitsleben auszuschließen. Ab 2012 wird der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland spürbar zurückgehen - bis 2050 um rund 12 Millionen. Dabei handelt es sich um eine gesamteuropäische Tendenz, so wird bis zur Mitte des Jahrhunderts innerhalb der Europäischen Union mit fast 48 Millionen erwerbsfähigen Bürgerinnen und Bürgern weniger gerechnet. Insofern kann sich die deutsche Wirtschaft dem Fachkräftemangel nicht nur mit jungen Arbeitskräften aus dem europäischen Ausland entziehen.
Wenn von den Menschen erwartet wird, dass sie länger arbeiten sollen, muss ihnen auch die Möglichkeit zur Erwerbstätigkeit geboten werden. Daher hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sein Engagement für das Bundesprogramm "Perspektive 50 plus- Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen" verstärkt, um ältere Langzeitarbeitslose noch besser in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren. Erste Erfolge konnten bereits erzielt werden. So sind inzwischen über 52 Prozent der 55- bis 65-Jährigen in Beschäftigung -- im Vergleich zu 37,7 Prozent in 1998.
Trotz dieser Erfolge muss Deutschland auf diesem Weg intensiv voranschreiten. Gerade mit Blick auf Länder wie Finnland wird deutlich, welches Potenzial diese Beschäftigungsgruppe hat. In Deutschland wird dies erst nach und nach erkannt. Je mehr ältere Beschäftigte jedoch an den Arbeitsplätzen präsent sind, umso stärker werden Akzeptanz und Wertschätzung ihnen gegenüber steigen. Insgesamt ist die Tendenz positiv.
Einem möglicherweise höheren Krankenstand kann nicht durch einen Ausschluss älterer Menschen vom Arbeitsmarkt begegnet werden. Vielmehr muss arbeitsbedingten Erkrankungen -- übrigens bei allen Altersgruppen - präventiv entgegengewirkt werden. Hierzu gibt es zahlreiche Initiativen durch das Bundesministerium für Gesundheit. Aber auch die Arbeitgeber sind gefragt: wenn Betriebe beispielsweise dafür Sorge tragen, dass ihre Arbeitnehmer rückenschonend arbeiten, können Muskel- und Skeletterkrankungen von morgen vermieden werden. Denn gerade diese Krankheitsarten verursachen bei älteren Arbeitnehmern mehr als viermal so viele AU-Tage wie bei jüngeren. Langfristig können Betriebe so einem hohen Krankenstand merklich entgegenwirken.
Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Gerald Weiß (Groß-Gerau)