Frage an Gabriele Lösekrug-Möller von Henry R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Thul,
meinen Sie nicht das der Begriff "Menschen mit Migrationshintergrund", der ja ursprünglich mal zu statistischen Zwecken erfunden wurde, durch den häufigen Gebrauch durch Politiker zu einer Spaltung der Gesellschaft führt? Zumal die Politiker diese Personengruppe in der Regel als Problemfall hinstellen, um die man sich wie auch immer kümmern müste? Warum teilt man Mitbürger in "reine Deutsche" und solche ein, die aus dem Ausland kommen oder irgendwie verwandschaftlich mit diesen zusammenhängen? Hatten wir das nicht schon mal vor 60 Jahren? Wie sollen sich meine Kinder fühlen und unbeschwert aufwachsen, wenn Sie von Politikern in dieser Weise stigmatisiert werden? (Zur Erklärung: Ich bin Deutscher, meine Frau aus der Ukraine, seit 6 Jahren in Deutschland, 1 Sohn 4 Jahre, hier geboren, 1 Tochter von meiner Frau 16 Jahre, beide Kinder sprechen hervorragend deutsch. Wäre es nicht besser, nach den Armen oder schlecht ausgebildeten Mitmenschen Ausschau zu halten und denen zu helfen, statt mit schlecht gewählten statistischen Begriffen die Gesellschaft zu teilen?
Sehr geehrter Herr Rose,
Ich danke Ihnen für Ihre Frage, die mich zur Beschäftigung mit dem Thema angeregt hat. Der Begriff "Menschen mit Migrationshintergrund" ist sicherlich ein kühler, nach Statistik klingender Begriff. Aber erinnern Sie sich, welchen Begriff er abgelöst hat.
Es war die Bezeichnung "Ausländer". Bedenke ich diese Begriffsgeschichte, bin ich doch ganz zufrieden mit "Menschen mit Migrationshintergrund", der seit ca. 2005 verwendet wird. In der Politik ist es besonders wichtig, eine korrekte Sprache zu sprechen, denn wir wollen und müssen Vorbild sein. Der Begriff Ausländer war weder schöner, noch traf in vielen Fällen zu. Denn er berücksichtigte nicht verschiedene Lebensläufe, Schicksale, Sprachzugehörigkeit oder Qualifikationen. Für mich ist somit die neue Bezeichnung zutreffender und eher eine Aufforderung zur Hilfe, als eine Disqualifizierung.
MfG
Gabriele Lösekrug-Möller