Portrait von Gabriele Lösekrug-Möller
Gabriele Lösekrug-Möller
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Gabriele Lösekrug-Möller zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Heinz K. •

Frage an Gabriele Lösekrug-Möller von Heinz K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Lösekrug-Möller,

Ihre Partei, die SPD bezeichnet sich selbst als Partei für Arbeitnehmer und Sozialschwache. Man sollte also meinen, dass Sie und auch Ihre SPD ein soziales Gewissen haben und sozial handeln. Jeder der es in Erfahrung bringen möchte, kann im Rechenschaftsbericht der Bundes-SPD nachlesen, dass die SPD mehrere unternehmerische Beteiligungen an Verlagshäusern hält. So an der Verlagsgruppe Madsack, die auch am Standort Hannover vertreten ist mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung oder der Neuen Presse. Dort wird in nächster Zeit ein Druckzentrum geschlossen und ca. 170 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Dieses Druckzentrum war noch tarifgebunden, sinnigerweise gehen die Druckaufträge jetzt an eine Druckerei in Rodenberg, die nicht tarifgebunden ist.
Sehr geehrte Frau Lösekrug-Möller, wo bleibt die soziale Verantwortung Ihrer SPD, die doch angeblich die Interessen von Arbeitnehmern vertritt?
Bitte bedenken Sie dabei auch, dass in Großbritannien die Labour-Party einen neuen Vorsitzenden gewählt hat, d.h. die Mitglieder haben den bestimmt, der mit neoliberalen Ideen nichts gemeinsam hat. Wie sehen Sie denn das, Frau Lösekrug-Möller?

Mit freundlichen Grüßen

Heinz Klunker-Schmidt (Hameln)

Portrait von Gabriele Lösekrug-Möller
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Klucker-Schmidt,

sie haben Recht, die Schließung des Druckzentrums in Hannover steht an und ist keine gute Nachricht für die Beschäftigten. Allerdings möchte ich Ihnen im Folgenden schildern, dass erstzunehmende Gründe dafür vorlagen und die SPD, aufgrund ihrer Beteiligungen, diese auch gewissenhaft geprüft hat.

Die Infrastruktur und das Druckereigebäude am Standort in Hannover Kirchrode sind für heutige Verhältnisse völlig überdimensioniert: Mitte der 1990er Jahre kalkulierte das Unternehmen mit einer täglichen Druckauflage von rund 1,0 Mio. Exemplaren und dazu mit einem Druck von Wochen- und Monatstiteln von weiteren 1,75 Mio. Exemplaren pro Monat.

Heutzutage druckt Madsack in Kirchrode keine Wochentitel mehr. Insgesamt werden täglich bloß noch ca. 340 Tsd. Exemplare gedruckt sowie einmal monatlich 500 Tsd. Exemplare.
Zudem ist die Bausubstanz veraltet und die innerbetrieblichen Verkehrswege unökonomisch, so dass die bauliche Situation insgesamt keine sinnvolle Investition zulässt.

Auch kommt als Alternative zur kompletten Schließung leider keine Investition in eine neue Druckerei auf der „grünen Wiese“ in Betracht. Für eine tägliche Auflage von 340 Tsd. Exemplare kann eine eigene Druckerei – auch nicht auf der „grünen Wiese“ – ökonomisch noch sinnvoll betrieben werden. Die Verwaltungskosten und produktionsunabhängigen Betriebskosten müssten auf eine zu kleine Auflage verteilt werden, was sich schlicht nicht rechnet. Daneben betrüge die Anschaffung für die Druckaggregate einen zweitstelligen Millionenbetrag.

Die nun gefundene Lösung, die Zeitungstitel in einem neuen Anbau bei der Firma Oppermann in Rodenberg drucken zu lassen, nutzt gerade die vorhandene Infrastruktur optimal. Außerdem können die Verwaltungskosten an diesem Standort auf eine viel höhere Auflage verteilt werden, denn das Kerngeschäft der Firma Oppermann ist, im Lohndruck für andere Unternehmen zu produzieren. Auch Madsack ist bei Oppermann bereits Kunde: seit Jahren druckt die Firma überwiegend Anzeigenblätter, die im sogenannten „Berliner Format“ erscheinen (das ist das Format, in denen zum Beispiel die „Peiner Allgemeine“ oder die „Wolfsburger Allgemeine Zeitung“ gedruckt werden). Das heißt, dass bei Oppermann Erfahrung und Kompetenz vorhanden sind; die Konzerngeschäftsführung konnte das in der Vergangenheit aus nächster Nähe beurteilen.

Ein weitere Aspekt ist die wirtschaftliche Dimension bei dieser Entscheidung: Oppermann trägt die Investition in der erwähnten zweistelligen Millionenhöhe selbst. Das bedeutet, dass Madsack dadurch Freiräume erhält, in Wachstumsfelder zu investieren. Dies hilft, die Zukunft des Unternehmens abzusichern und darüber hinaus Arbeitsplätze zu schaffen. Die Vergabe des Druckauftrags an Oppermann trägt spürbar zur Kostensenkung bei Madsack bei, da bei Oppermann das Druckvolumen mit rund 130 Mitarbeitern weniger (verglichen zum Status quo) bearbeitet werden kann.

Dementsprechend hat die SPD ihre Verantwortung bspw. in der Form wahrgenommen, dass sie über ihre Gliederungen vor Ort auf einen gut ausgestatteten Sozialplan drang. Wie der aktuellen Berichterstattung in der letzten Wochen zu entnehmen ist, ist das nun auch gelungen. Es muss bedacht werden, dass sich die Branche in einem tiefgreifenden Strukturwandel befindet. Deshalb ist diese starke Zäsur für jeden einzelnen Beschäftigten in der Druckerei persönlich schlimm. Dem Unternehmen Madsack verhilft es aber, sich zukunftsfester auszurichten und diesen Wandel mit Erfolg zu bestehen. Das ist dann auch ein Stück Verantwortung, die die SPD wahrzunehmen hat – die Absicherung der verbleibenden Arbeitsplätze.

MfG
Gabriele Lösekrug-Möller