Warum behaupten Sie, dass eine Impfung auch die Gesundheit anderer Menschen schützt?
Frau Heinrich,
Sie behaupten, dass junge, gesunde Menschen ohne Vorerkrankungen mit einer Impfung "...sowohl ihre eigene Gesundheit schützen als auch die Gesundheit anderer Menschen". Wie kommen Sie denn zu dieser Behauptung? Die Impfung schützt nicht vor der Weitergabe des Virus. Das sollte doch inzwischen allgemein bekannt sein. Geimpfte können genauso das Virus weitergeben wie Ungeimpfte. Studien aus England haben ergeben, dass Geimpfte eine genauso hohe Viruslast haben können wie Ungeimpfte. Das Märchen, dass man mit der Impfung auch andere schützt wird nicht wahrer, wenn es nur oft genug wiederholt wird.
Quelle:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/128597/Auch-Geimpfte-koennen-SARS-CoV-2-im-Haushalt-weitergeben
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/auch-geimpfte-treiben-pandemie-100.html
Sehr geehrter Herr B.,
es ist richtig, dass Geimpfte das Virus weitergeben können. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings geringer. Darin besteht der Schutz anderer nach einer Impfung: Denn zum einen sinkt die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken – bei Delta noch wesentlich stärker als in Bezug auf Omikron. Zum anderen – darauf weist das Robert-Koch-Institut hin – ist die Virusausscheidung bei Personen, die sich trotz Impfung infizieren, kürzer als bei Ungeimpften. Dies ist ja auch das Ergebnis der Beiträge zu der Untersuchung aus Großbritannien, die Sie verlinkt hatten. Siehe auch:
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Transmission.html
Aktuell, nachdem wir nun in der Omikron-Welle sind, hat die Booster-Impfung eine besondere Bedeutung. Darauf verweisen auch die von Ihnen verlinkten Beiträge. Zwar ist der Schutz vor einer Ansteckung bei der neuen Virus-Variante gegenüber der bisherigen Delta-Variante deutlich reduziert. Allerdings deuten die Daten aus Großbritannien darauf hin, dass eine Booster-Impfung einen starken Schutz gegen eine schwere Erkrankung im Falle einer Infektion mit Omikron bietet. Schon die einmalige Impfung sorgt für ein deutlich geringeres Risiko, im Falle einer Infektion im Krankenhaus zu landen.
Auch mit der geringeren Hospitalisierung ist die Impfung zwar zuallererst ein Eigenschutz, leistet aber durchaus auch ein Beitrag zum Fremdschutz:
- Wer sich impfen lässt, trägt dazu bei, die Krankenhäuser vor einer Überlastung zu schützen. Das schützt zum einen die dortigen Beschäftigten. Und es schützt Geimpfte und Ungeimpfte gleichermaßen, wenn sie unabhängig von Corona eine Krankenhausversorgung oder intensivmedizinische Betreuung benötigen. Denken Sie an Verletzte nach einem Unfall sowie an Herzinfarkt- oder Schlaganfallpatienten. Mit einer Impfung trägt man zudem dazu bei, dass planbare Operationen, zum Beispiel eine Hüftgelenks-OP, für Geimpfte und Ungeimpfte nicht wegen Überlastung aufgrund von Corona immer wieder verschoben werden.
- Die Schutzmaßnahmen waren und sind notwendig, um eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden. Insbesondere für viele Betriebe, Selbständige und Beschäftigte sind sie eine große Belastung, zum Beispiel für die Gastronomie oder die Kulturwirtschaft. Je geringer die Belastung des Gesundheitswesens ist – und das ist angesichts der Omikron-Welle auch davon abhängig, wie viele Menschen geimpft sind – desto geringere Einschränkungen sind notwendig. Wer sich impfen lässt, hilft insofern, die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen zu senken – zugunsten vieler wirtschaftlicher Existenzen. Aber auch zugunsten offener Schulen, zugunsten von Sport- und Kulturveranstaltungen und vielem mehr.
Eine Impfung senkt insofern für einen selbst das Risiko einer schweren Erkrankung. Sie hilft aber auch anderen und schützt uns als ganze Gesellschaft bestmöglich vor dem Virus und dessen Auswirkungen. Je mehr mitmachen, desto größer ist der Schutz.
Mit freundlichen Grüßen
Gabriela Heinrich