Frage an Friedrich Hülsenbeck von Joachim H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Hülsenbeck,
wer ist eigentlich verantwortlich für die Einführung des Benzins E10? Die Regierung, Rotgrün, die EU? Sind Sie der Meinung das sei eine umweltschützende Maßnahme? Gehören Nahrungsmittel in den Tank?
http://www.welt.de/wirtschaft/article12707972/E10-Biosprit-ist-gefaehrlich-fuer-alle-Autos.html
Eine Zusatzfrage: Befürwortet die FDP den Anbau von genveränderten Pflanzen in Sachsen-Anhalt.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Hahn
Antwort Frage 1:
Grundsätzlich wurde auf EU-Ebene beschlossen, die Kraftstoffsorte E10 einzuführen, so dass diese Vorgabe von der Bundesregierung in nationales Recht umzusetzen war.
Antwort Frage 2:
Nein, dieser Meinung bin ich aus folgenden Gründen nicht:
1. Die Zugabe führt zu einem erhöhten Gesamtverbrauch, bei dem also auch fossiler Kraftstoffanteil mehr verbraucht wird.
2. Der zur Gewinnung des Biokraftstoffs notwendige zusätzliche Anbau von Biomasse erzeugt zusätzliche Energieverbrauche (Ackerbewirtschaftung, Transporte,...), die in meinen Augen die CO2-Einsparung konterkarieren.
Antwort Frage 3:
Sie deuten das Thema "Flächenkonkurrenz" zwischen Energiepflanzen- und Nahrungsmittelproduktion an. Schon aus ethischen Gruenden halte ich die Produktion von Energiepflanzen für bedenklich, zusätzlich führt diese Flächenkonkurrenz zu tendenziell steigenden Nahrungsmittelpreisen (die sich z. Zt. lt. FAO bereits weltweit auf einem historischen Rekordniveau bewegen), was im Übrigen die Revolutionen in der arabischen Welt massgeblich befördert hat.
Antwort Frage 4:
Ja, da nur durch eine intensive Pflanzenforschung und Weiterentwicklung der Sorten (was im Übrigen bereits seit Jahrhunderten durch die sog. "Veredelung" von Sorten stattfindet, nur auf weniger hoch-technologischem Niveau) die weltweit zu erwartende Nahrungsmittelverknappung durch Erhöhung von Erträgen und Steigerung von Resistenzen abgemildert werden kann.
Dabei ist natürlich eine verantwortungsvolle Abwägung zwischen Chancen und Risiken geboten, um gewünschte genetische Veränderungen kontrolliert, d. h. zumindest im Versuchsstadium auch jederzeit vollständig reversibel, vorzunehmen.
Eine undifferenzierte Ablehnung der Gentechnik "in Bausch und Bogen" ist beschränkte "Kirchturmpolitik", die sich nur eine Gesellschaft leisten kann, in der europaweit (noch) die niedrigsten Lebensmittelpreise herrschen, während "im Rest der Welt" (s. oben) Menschen für erschwingliche Lebensmittel Regierungen stürzen.