Frage an Frauke Heiligenstadt von Johanna J. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Kandidatin Heiligenstadt,
in der letzten Legislaturperiode hat das SPD-geführte Kultusministerium und die Regierung Weil dafür gesorgt, dass die Förderschule Lernen ihre Existenzberechtigung verliert.
Als Mutter eines Kindes mit dem Förderschulbedarf Lernen bin ich darüber mehr als betroffen. Mein Sohn ging zeitweise auf eine Regelschule und hatte dort massiv zu leiden.
Die Regelschulen, sehr geehrte Frau Heiligenstadt, sind doch noch lange nicht so ausgestattet, als dass wir die Inklusion in einem Hauruck-Verfahren einführen können. Sie zwingen mich und andere Eltern unsere Kinder entgegen unserer Fürsorgepflicht auf eine Schule zu schicken, auf der unsere Kinder massivem Druck ausgesetzt sind.
Was gedenken Sie gegen diese unterbesetzten Schulen, denen es vor allem auch an Förderpädagogen fehlt, zu tun?
MfG
Gabriele Müller
Sehr geehrte Frau J.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Mir ist die Umsetzung der Inklusion in Niedersachsen besonders wichtig. Im Gegensatz zu ihrer Fragestellung bin ich allerdings nicht der Meinung, dass wir die Inklusion im Hauruck-Verfahren umgesetzt haben. Vielmehr sind wir Schuljahr für Schuljahr, nach und nach, langsam vorangegangen.
Mittlerweile wird im Primarbereich keine Einschulung mehr von Kindern mit dem Unterstützungsbedarf Lernen vorgenommen.
Die Auflösung der Förderschulen Lernen im Primarbereich ist daher bereits erfolgt. Langsam auswachsen werden auch die Förderschulen Lernen im Sekundarbereich I, dies jedoch auch nur Schritt für Schritt. Es werden keine Schülerinnen und Schüler, die eine Förderschule Lernen zur Zeit besuchen, von einer Schule heruntergenommen.
Ich habe mich in vielen Schulen vor Ort davon überzeugen können, dass insbesondere Kinder mit dem Unterstützungsbedarf Lernen auch in inklusiven Schulen gemeinsam mit anderen Kindern gut lernen können. Ich denke, es ist wichtig, für alle Kinder eine lernförderliche Umgebung einzurichten. Dafür ist es allerdings erforderlich, dass wir noch mehr Lehrkräfte in den Schulen haben. Zur Zeit haben wir noch nicht ausreichend Förderschullehrkräfte in Niedersachsen einstellen können. Deswegen haben wir die Ausbildungskapazitäten für Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen deutlich ausgeweitet. Waren zu Zeiten der Landesregierung von CDU/FDP lediglich 200 Studienplätze für Sonderpädagogen in Niedersachsen vorhanden, so sind es jetzt über 400 Studienplatzkapazitäten für Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen. Allein diese Verdoppelung der Studienplätze zeigt deutlich, dass wir weiterhin darauf setzen, dass Lehrkräfte diese besondere und spezielle Qualifikation mitbringen. Ungeachtet dessen haben wir auch die Ausbildung aller Lehrkräfte für alle Schulformen und alle Fächer verändert. Zukünftig werden die Elemente inklusiver Pädagogik und der Umgang mit Heterogenität Gegenstand der Ausbildung aller Lehrkräfte sein. Ich gehe davon aus, dass mit der Fortbildung der vorhandenen Lehrkräfte (fast 30.000 Lehrkräfte sind bereits fortgebildet) ebenfalls ein weiteres Voranschreiten der Inklusion gut unterstützt wird. Desweiteren haben wir im Juli diesen Jahres zusätzlich 650 Stellen für pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den inklusiven Schulen ausgeschrieben. Auch hier erhoffen wir uns, durch eine noch stärkere Unterstützung der Lehrkräfte für ein gutes gemeinsames Lernen der Kinder mit und ohne Behinderung sorgen zu können. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Gesellschaft in der Zukunft nur eine inklusive Gesellschaft sein kann. Deshalb setze ich mich auch ausdrücklich für die Fortsetzung der Inklusion ein.
Mit freundlichen Grüßen Frauke Heiligenstadt