Frage an Frauke Heiligenstadt von Vivien E.
Sehr geehrte Frau Heiligenstadt,
ich möchte sie fragen, ob es ihnen bewusst ist, was sie mit der Erhöhung der Arbeitsstunden von Gymnasiallehrern anrichten. Nur weil jene Lehrer an einem Gymnasium unterrichten, heißt es noch lange nicht, dass es einfacher für sie ist. Sie müssen Arbeiten und Klausuren berichtigen, den Unterricht planen und an Konferenzen teilnehmen, das macht schnell 70 Wochenstunden, da sie sich auch mit Problemen von Schülern befassen. Sollten sie das etwa lassen und ihre Schüler mit ihren Problemen alleine lassen? Lehrer erziehen Kinder, obwohl das nicht mal ihr eigentlicher Job ist, sie wollen unterrichten, sonst wären sie ja auch Kindergärtner geworden, sie hätten eher eine Lohnerhöhung verdient als eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtungen. Ich bin Schülerin einer 10. Klasse eines Gymnasiums, es gibt Problemschüler selbst an diesen Schulen. Wir Schüler vermissen unsere Klassenfahrten, bedingt durch die Erhörung der Stunden. Wir Schüler fühlen uns überfordert durch Klausuren und Tests, durch 36 bis 42 Schulstunden und durch das Turbo-Abi, aber der Druck, so finde ich, ist an sich nicht mal das Schlimmste. Wir werden nicht mal gefragt, wir sind anscheinend keine "vollständigen" Menschen und haben kein Recht auf Selbstbestimmung. Es ist nicht nur unsere Zukunft, sondern die des ganzen Landes, denn wir Kinder werden zu Erwachsenen und diese Generation wird nur unter Überforderung leiden. Wir werden nicht mal auf´s spätere Leben vorbereitet, wir lernen unnötige Dinge von unzufriedenen Lehrern und haben selbst nicht mal Zeit für uns, weil wir die ganze Zeit in der Schule sitzen und den Lehrern ergeht es nicht viel anders. In 2 Jahren wird sich das Schulsystem wahrscheinlich nicht ändern und ich werde davon nicht viel mitbekommen, aber ich möchte für zukünftige Schüler ein schöneres und entspanteres Schulleben als ich es hatte. Das Schulsystem muss sich ändern und Lehrer müssen für ihre Arbeit mehr wertgeschätzt werden! Danke für´s Lesen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Fragestellerin,
nach dem Urteil des OVG Lüneburg vom 8. Juni 2015 werde ich die Änderung der Arbeitszeitverordnung für Lehrkräfte wieder zurücknehmen, so dass ab dem kommenden Schuljahr wieder eine Unterrichtsverpflichtung für Lehrkräfte an den Gymnasien in Höhe von 23,5 Stunden gilt. Ich würde mir wünschen, dass die Lehrkräfte, die sich für einen Klassenfahrtenboykott entschieden hatten, auch ihren Boykott beenden. Entsprechende Signale von Seiten der Lehrkräfte wurden mir gegenüber geäußert.
Sie beklagen weiterhin in Ihrer Frage, dass der Stress am Gymnasium für die Schülerinnen und Schüler zu hoch sei. Dazu kann ich Ihnen mitteilen, dass in Niedersachsen das Schulgesetz geändert wurde und wir nun im kommenden Schuljahr für die neuen 5. bis 8. Jahrgänge das Abitur nach 9 Jahren wieder einführen. Damit bekommen die Schülerinnen und Schüler wieder mehr Zeit zum Lernen und Leben. Außerdem wird es max. 30 Wochenstunden in den Jahrgängen der Sekundarstufe I geben. Damit können sicherlich einige von Ihnen angesprochene Aspekte gebessert werden.
Die Arbeit der Lehrkräfte ist für eine sehr wichtige Arbeit. Wir haben ca. 86.000 Lehrkräfte in Niedersachsen und ich habe großen Respekt und hohe Achtung vor der Arbeit der Lehrkräfte. Sie leisten mit großem Engagement sehr viel für eine gute Ausbildung der Schülerinnen und Schüler. Ich bin jeden Tag froh, mit so vielen engagierte Menschen gemeinsam etwas für Schülerinnen und Schüler tun zu können. Ihnen persönlich wünsche ich viel Erfolg auf Ihrem Weg zum Abitur.
Mit freundlichen Grüßen
Frauke Heiligenstadt MdL