Frage an Franz Müntefering von Hanns S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Herr Müntefering,
auch wenn Abgeordnetenwatch offenbar schon im Winterschlaf ist und meine letzte Frage noch gar nicht aufgeschalten hat, möchte ich nach Ihrem interessanten Interview vom Wochenende nachfragen, wie Ihre rot-roten Strafegien zu bewerten sind. Wenn die letzte Frage von mir eher kritisch und eher an den Ex-Arbeitsminister gerichtet war, richtet sich die jetzige, wesentlich erfreulichere Frage an den SPD-Chef.
Warum haben Sie so lange gezögert, anzuerkennen, dass man in den Ländern, wenn nicht das ganze Land schwarz-rot zugepflastert werden soll, eine verantwortungsvolle soziale Politik auch und vielleicht nur mit der Linken machen kann? Warum haben Sie nicht früher signalisiert, dass die künftigen Ministerpräsidenten Ramelow und Lafontaine in Thüringen und im Saarland sich der Unterstützung der vor Ort ohnedies schwachen SPD sicher sein dürfen? Warum haben Sie den eher farblosen und sicher auch (wieder!) erfolglosen Herren Matschie und Maas nicht gleich gesagt, dass sie darauf verzichten sollen, überhaupt als Ministerpräsidenten-Kandidaten anzutreten. Es ist doch auch in der alten Bundesrepublik nicht üblich, dass die relativ bedeutungslose drittstärkste politische Partei einen Kandidaten ins Rennen um den Posten als Ministerpräsident schickt und sich damit lächerlich macht. Ich fand das bei Guido Westerwelle ebenso verfehlt wie jetzt bei Matschie und Maas. Ich freue mich aber, dass Sie persönlich die Größe hatten, das Feindbild Lafontaine endlich fallen zu lassen - immerhin war dieser Mann der SPD-Chef 1995 und hat viel für die Partei getan.
Wann dürfen wir erleben, dass Sie auch auf Bundesebene lieber soziale Politik machen anstatt mit den schwarzen antikommunistische Ideologie der 50er Jahre zu predigen, die heute niemandem weiterhilft? Verstehen Sie mich nicht falsch: Sie sind auf dem richtigen Weg. Aber wieso kam die Erkenntnis erst dann, als Sie aus der inneren Emigration zurückkehrten? Hat Ihnen persönliches Schicksal sozial die Aufgen geöffnet?