Wieso bejahen Sie eine nicht angemessene Impfpflicht (keine langfristige Testzeit (1), Ex-JustizMinist Lamprecht: rechtlich nicht mgl) und es nicht um Solidarität geht (auch Geimpfte sind Spreader)?
Wenn ich hier erklären darf, damit wir nicht aneinander vorbeisprechen ( an die Red: kann leider etwas Meinungsäußerung nicht ganz vermeiden; ich weiß aber nicht, wie ich sonst sehr genau fragen kann) :
zu (1) Experten, die behaupten, es gäbe keine langfristigen Folgen bei den neuen Impfstoffsorten mRNA- und Vektorimpfstoffe, wissen anscheinend wenig von Risikokalkulation: bei komplexen Systemen kann man gar nicht alle unvorhergesehenen Ereignisse abschätzen. Nach Popper gibt es nur einen Weg: -langfristige- Validierung unter standardisierten Testbedingungen - was bei Corona langfristig nie stattgefunden hat. Auch bei altbewährten Impfstoffsorten (Novavax) sind Zweifel angebracht: Weltrekord für die bisher schnellste Entwicklung eines altbekannten Impfstoffes war 4 Jahre.
Sehr geehrter Herr W.,
gerne möchte ich versuchen, Ihre Frage bezüglich meiner Position zur Corona-Impfpflicht zu beantworten.
Ich bin für eine allgemeine Impfpflicht ab 18 Jahren, um die Gesundheit der gesamten Bevölkerung zu schützen und eine Überlastung des Gesundheitssystems bei zukünftigen Infektionswellen zu verhindern. Wichtig ist mir dabei, dass wir die Ausnahmen von der Impfpflicht klar regeln (z.B. für chronisch Kranke oder Berufspendler aus dem Ausland) und dass Verstöße angemessen sanktioniert werden.
Klar ist, dass wir die Pandemie in Deutschland langfristig nur beenden können, wenn der allergrößte Teil der Bevölkerung so geimpft ist, dass schwere Verläufe auch mit neuen Varianten nicht mehr erwartet werden können. Die Impfstoffe schützen bei allen Varianten vor schwerem Verlauf und Tod. Das gilt vor allem auch bei älteren Menschen. Eine flächendeckend hohe Impfquote ist der sicherste und schnellste Weg aus der Pandemie heraus. Wenn die Pandemie eines gelehrt hat, dann dies: Wenn wir warten, bis die nächste Infektionswelle in Sichtweite ist, ist es für vorausschauendes Handeln zu spät. Dann lässt sich die Bevölkerung, lässt sich unser Gesundheitssystem wieder nur mit einschränkenden Maßnahmen schützen. Eine allgemeine Impfpflicht per Gesetz ist eine Möglichkeit, das zu verhindern.
Ich möchte Ihnen darin widersprechen, dass die Corona-Impfstoffe nicht erforscht seien. In Deutschland wird ein Impfstoff erst dann zugelassen, wenn er alle drei Phasen eines klinischen Studienprogramms erfolgreich bestanden hat. Nach der Marktzulassung wird die Impfstoff-Anwendung weiter eng überwacht und bewertet, um auch sehr seltene Nebenwirkungen zu erfassen.
Auch wenn die Impfstoffentwicklung dieses Mal deutlich schneller gelingt als bisher, geht damit kein Herabsenken der Standards für die Zulassung einher. Die Beschleunigung der Impfstoffentwicklung ist zum einen damit zu erklären, dass für sie viel Geld investiert wird und damit Studien ohne Zeitverzögerung im großen Stil durchgeführt werden können. Zum anderen überwachen und prüfen die Zulassungsbehörden die Impfstoffentwicklung so schnell es geht. Durch diese Priorisierung können die forschenden Firmen und Labore Zeit sparen und schneller von einer Prüfphase in die nächste gehen.
Weiterhin teile ich Ihre Auffassung nicht, dass es nicht um Solidarität gehe. Eine Corona-Impfung - unabhängig davon, welcher Impfstoff angewendet wird - senkt das Risiko einer Corona-Erkrankung deutlich und bewahrt vor schweren Verläufen, die meist den Aufenthalt auf einer Intensivstation zur Folge haben. Folglich gilt: Je mehr Menschen gegen Corona geimpft sind, desto größer ist die Entlastung für das derzeit noch immer stark beanspruchte Gesundheitswesen und die dort Beschäftigten. Und das geht uns alle etwas an.
Freiheit für alle geht nur mit Solidarität von allen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Junge