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Florian von Brunn
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Frage von Thomas S. •

Sehr geehrte Herr von Brunn, wieso halten Sie einen Abschuss von Wölfen in Bayern anders als in Schweden nicht für möglich? Obwohl wir weniger Fläche und viel mehr Wölfe haben

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Sehr geehrter Herr S.,

das Bundesumweltministerium (BMUV) hält den Abschuss sogenannter „Problemwölfe“ durchaus für möglich, da beim Wolfsmanagement in Deutschland die Sicherheit des Menschen an vorderster Stelle steht. Da gesunde Wölfe laut BMUV jedoch überaus scheue und vorsichtige Tiere sind, geht von ihnen normalerweise keine Gefahr aus. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt auch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU). Sollten einzelne Tiere ein auffälliges Verhalten an den Tag legen, und dabei dem Menschen wiederholt unnatürlich nah kommen und seine Gesundheit gefährden oder ausreichend geschützte Nutztiere wiederholt erbeuten, ist ein Abschuss auf Basis des Bundesnaturschutzgesetzes möglich. Voraussetzung ist allerdings eine Alternativenprüfung durch die zuständige Naturschutzbehörde. Demnach muss nachgewiesen werden, dass ordnungsgemäße Herdenschutzmaßnahmen ergriffen wurden oder im konkreten Fall nicht möglich bzw. unzumutbar sind und somit keine Alternative zum Abschuss besteht. Die Notwendigkeit einer Alternativenprüfung ergibt sich aus der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL), die dem Wolf einen besonderen Schutzstatus zuweist und nach der sich eine Entnahme zudem nicht negativ auf den Erhaltungszustand der Populationen insgesamt im natürlichen Verbreitungsgebiet auswirken darf. Vor diesem Hintergrund erscheint auch eine künstliche Herstellung „wolfsfreier Gebiete“ durch den Menschen als rechtlich kaum haltbar.

Basierend auf den „harten Fakten“ des Wolfsmonitorings des LfU scheint der Wolfsbestand in Bayern außerdem überschaubar zu sein: Laut den C1-Nachweisen, die auf Lebendfang, Totfund, genetischen Nachweisen (z. B. durch Speichel- oder Urinproben) oder Bildmaterial beruhen, haben sich im letzten Monitoringjahr (April 2022 – Mai 2023) nur ca. 25 bekannte Wölfe aufgehalten. Davon verhalten sich einige standorttreu. Weitere ca. 75 Tiere waren aufgrund unzureichender Probenqualität, oder weil es nur ein Foto gibt, nicht individualisierbar. Es sollte jedoch annehmbar sein, dass das ein oder andere unidentifizierte Tier dabei mehrfach gezählt wurde, was den insgesamten Wolfsbestand noch einmal reduzieren würde. Zum Vergleich: Der Wolfsbestand in Schweden wird von der schwedischen Regierung für das Jahr 2022 auf ca. 460 Tiere geschätzt.

Da sich Wölfe in Deutschland außerdem laut BMUV zu über 90 % von Reh-, Rot- und Schwarzwild ernähren, leisten sie einen relevanten Beitrag zur natürlichen Regulierung von Wildbeständen. Anders als der mediale Eindruck vielleicht vermitteln mag, sind Weidetiere also nicht die Hauptnahrungsquelle von Wölfen. Um dennoch sowohl dem Artenschutz als auch den Interessen der Landwirtschaft gerecht zur werden, setzt sich die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag dafür ein, dass betroffene Landwirte nicht nur großzügig finanziell entschädigt, sondern auch die gesamten Kosten zur Etablierung geeigneter Herdenschutzmaßnahmen vollständig vom Freistaat Bayern übernommen werden (siehe Drucksache 18/21826).

MfG

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