Frage an Florian Häggberg von Bakhora E. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Häggberg,
ich bin ebenfalls gegen Atomkraft und den Bau neuer Kohlekraftwerke. Sicherlich ist Ihre Position auch richtig Energieeinsparpotenziale zu nutzen und vollständig die Energieversorgung auf regenerative Energien umzustellen.
Fakt ist jedoch auch, dass Kraftwerkskapazitäten ersetzt werden müssen und die notwendige Energie zur Zeit noch nicht zu 100% regenerativ gedeckt werden kann.
1.) Wie möchten Sie die Energie in der Zwischenzeit erzeugen?
2.) Wie stehen Sie zum sog. rot-grünen Atomausstiegskonsens? Entspricht dieser den Vorstellungen der ödp vom Atomausstieg?
3.) Wie stehen Sie zum Einsatz von Biomasse zur Energieerzeugung (Palmöl, Gentechnik)?
Mit freundlichen Grüßen
Bakhora Eschborn
Sehr geehrte Frau Eschborn,
es ist richtig, dass die Umstellung unserer Energieversorgung auf regenerative Energien, nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen ist. Es gibt aber verschiedene Faktoren mit deren Hilfe dieser Vorgang beschleunigt werden kann. Einer dieser Faktoren ist der Preis für Energie. Dieser steigt zur Zeit kontinuierlich. Auf der anderen Seite sinken die Kosten für die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. Es wird in der Zukunft einen Zeitpunkt geben, an dem z.B. Solarstrom den gleichen Preis haben wird, wie „Strom aus der Steckdose“. Man spricht hierbei von der sogenannten Netzparität. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird bei der Errichtung eines neuen Hauses nicht mehr die Frage gestellt ob eine Solaranlage installiert wird sondern wie groß diese Anlage maximal sein kann.
Zwei Dinge müssen konkret getan werden um den Umbau zu beschleunigen:
1.) Konventionelle Energie muss teurer werden. Dies könnte realisiert werden, indem die tatsächlichen Kosten auch auf die Energie umgelegt werden, Stichwort: Haftpflichtversicherung für Atomkraftwerke. Dabei muss natürlich auch ein finanzieller Ausgleich für Menschen, die diese Kosten nicht alleine tragen können geschaffen werden. Man könnte dies als „Energiegeld“ bezeichnen, das aus Steuermitteln finanziert wird.
2.) Auf der anderen Seite müssen Erneuerbare Energien preiswerter werden. Dies geschieht ganz automatisch und gilt für alle technischen Massenprodukte. Bei einer Verdopplung der Produktion reduzieren sich die Kosten um ca. 30%. Der Markt für Solar, Wind und Co. muss dementsprechend so gefördert werden, das Investoren ein Interesse haben, Geld in den Ausbau dieser neuen Techniken zu investieren und auch eine entsprechende Rendite erwirtschaften können.
Der Umbau der Energieversorgung wird natürlich mehrere Jahre Zeit in Anspruch nehmen. Neue fossile Kraftwerke sind in der Zwischenzeit nicht notwendig, da alte Kraftwerke rechtlich nicht einfach von heute auf morgen abgeschaltet werden können und weiter betrieben werden. Ferner gibt es in Europa sowieso eine Überschuss bei der Stromerzeugung. Nur wichtig dabei: Der Umstieg muss forciert werden und das konzentrierter als es bisher betrieben wird.
Der rot-grüne Atomausstieg wurde verhandelt zwischen der Politik und den Energiekonzernen. Dabei muss man im Blick haben, dass wir in Deutschland gekaufte Politiker haben, gekauft auch mit vielen hundert Tausend Euro von den Energiekonzernen. Was soll man von so einem „gekauften“ Konsens halten?
Die Atomenergie wird über mehrere Jahrzehnte am Leben erhalten und eine neue Regierung kann den beschlossenen Ausstieg wieder rückgängig machen. Der Atomausstieg muss sofort umgesetzt werden und kann realisiert werden durch verstärkte Nutzung regenerativer Energien, vermehrter Energieeinsparung und weiterer Effizienzsteigerung auf allen Ebenen der Erzeugung, Verteilung und der Nutzung von Energie.
Der Einsatz von Biomasse zur Energieerzeugung ist ein ganz wesentlicher Baustein in einer zukünftigen Energieversorgung. Diese kann immer dann eingesetzt werden, wenn der Bedarf durch Wind und Sonne nicht gedeckt werden kann. Der Anbau von Energiepflanzen muss natürlich bestimmten Anforderungen genügen. Wünschenswert ist der ökologische Anbau auch in diesem Bereich. Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ist zu verbieten. Diese Forderungen gelten genauso für der Herstellung von Palmöl. Es darf natürlich auch nicht sein, dass Regenwald für neue Palmölplantagen gerodet wird. Wünschenswert wäre langfristig eine regionale Versorgung mit Energie, das würde lange Transporte überflüssig machen.
Ein gutes Beispiel für eine sinnvolle Energiepflanze, gerade für den Anbau in Wüstenregionen, ist die Purgiernuss. Dies ist eine äußerst genügsame und robuste Pflanze die geeignet ist, wüstenartige landstriche wieder aufzuforsten. Aus dem Samen kann Öl gewonnen werden welches auch zu Kraftstoff weiter verarbeitet werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Häggberg