Inwieweit wurden Ihrer Meinung nach durch Corona-Maßnahmen grundlegende Menschenrechte verletzt?
Sehr geehrte Frau Klings,
die Bundesregierung hat seit Beginn der Corona-Pandemie diverse Maßnahmen erlassen, um das Virus einzudämmen. Welche der Maßnahmen gingen hinsichtlich grundlegender Menschenrechte in Ihren Augen zu weit? Was hätten Sie anders gemacht?
Vielen Dank!
Sehr geehrter Herr Stege,
vielen Dank für Ihre Frage!
Aus meiner und unserer Sicht waren die ergriffenen Maßnahmen nötig und sinnvoll. Leider wurden sie zum Teil zu spät, zu zögerlich und nur unvollständig durchgesetzt. Als sich im Herbst 2020 eine zweite Welle ankündigte, hätten wir uns einen früheren und konsequenteren Lockdown gewünscht - ohne Rücksicht auf anstehende Feiertage.
Die Zögerlichkeit hat zu einer weiteren Verschärfung der Lage vor allem auf den Intensivstationen geführt und weitere Menschenleben gefährdet / gekostet.
Auch konnten wir die Ausnahmeregelungen für Gottesdienste und Fußballspiele weder nachvollziehen noch gutheißen.
Die starken Schwankungen in der Durchsetzung der Maßnahmen haben aus meiner Sicht dazu geführt, dass viele Menschen Überblick und Verständnis dafür verloren haben.
Ich denke, mit früheren harten Maßnahmen hätten wir auch zu früheren Lockerungen beitragen können. Leidtragende waren hier vor allem alte und sehr junge Menschen, die so über einen langen Zeitraum sozial isoliert und in der Bildung benachteiligt waren.
Mit freundlichen Grüßen,
Felicitas Klings