Frage an Fabio De Masi von Andrea L. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Fabio de Masi,
mich würde interessieren wie Sie zum Thema Tierschutz / Tierversuche stehen. Mich würde sehr interessieren, ob Sie etwas gegen die grausamen Tierversuche unternehmen würden um diese zu verhindern. Tierversuche sind vollkommen unnötig und ethisch nicht vertretbar. Sie können mit modernen und zuverlässigen Methoden abgelöst werden. Tierversuche sind grausam und verursachen EU-weit jährlich millionenfaches Leid. Es widerspricht Artikel 13 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union, wonach Tiere empfindungsfähige Wesen sind und daher unseren Schutz verdienen.
In den Vereinigten Staaten von Amerika entfaltet sich ein radikaler neuer Ansatz in der biomedizinischen Forschung und Toxikologie, der auf den Empfehlungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften beruht. Hierbei werden Tierversuche durch alternative Methoden ersetzt, die direkte Relevanz für den Menschen haben.
Ein solcher Ansatz fehlt in Europ völlig. Die Direktive 2010/63/UE fördert und unterstützt weiterhin unzuverlässige Tiermodelle anstatt tierversuchsfreie Methoden (inklusive bereits validierter Methoden) rechtlich zu fordern. 2007 wurde das REACH-Programm aufgesetzt, um die Toxizität von 30.000 chemischen Substanzen zu prüfen, die eine potentielle Gefahr für die öffentliche Gesundheit und die Umwelt darstellen. Dieses Programm hat große Fehler: obgleich REACH tierversuchsfreie Methoden vorsieht, werden diese nur sehr selten eingesetzt. Der massive und nahezu ausschließlich Einsatz von Tierversuchen bei REACH stellt einen gefährlichen und kostspieligen Irrweg dar.
Schon 1.340.000 EU Bürger haben "Stop Vivisection" unterzeichnet. Es wird wirklich Zeit, dass etwas gegen das Tierleid getan wird.
Lieber Herr de Masi, wie stehen Sie und Ihre Partei dazu? Werden Sie etwas für die Tiere tun, oder werden auch Sie Augen und Ohren verschließen vor den Qualen der armen Tiere?
Mit freundlichem Gruß
Andrea Lange
Sehr geehrte Frau Lange,
vielen Dank für Ihre engagierte Zuschrift.Die Philosophie der LINKEN lautet Tierversuche sollen nicht mehr die Regel, sondern nur noch die Ausnahme sein. In vielen Bereichen existieren Alternativen zu Tierversuchen, aber hoch profitable Konzerne wenden weiter Tierversuche an, weil diese weniger kosten.
DIE LINKE meint: Nur noch in Einzelfällen und nach entsprechenden wissenschaftlichen und ethischen Prüfungen sollten Tiere für Versuche benutzt werden dürfen. Wichtig ist eine schnelle Prüfung und Standardisierung von alternativen Testverfahren. Nur alternative Tests, die den Leitlinien der Organsation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) entsprechen, können auch in der Praxis zur Pflicht gemacht werden.
Ansätze wie der Stufenplan der EU zur Abschaffung von Tierversuchen für die Kosmetikproduktion sollten auf mehr Bereiche der Tierversuche ausgeweitet werden. Allerdings müssen solche Stufenpläne zeitlich enger gefasst werden.
DIE LINKE verfolgt das Ziel, moderne tierversuchsfreie Methoden zentral in der EU zu erfassen. Die zentrale Datenerfassung ist notwendig, um Alternativen zu Tierversuchen auch EU weit anwenden zu können.
Eine der größten Schwierigkeiten dabei ist das stark verzögerte Bewilligungsverfahren von alternativen Testmethoden nach den Kriterien der OECD. Diese Verfahren können bis zu zehn Jahren dauern. Deshalb hält DIE LINKE es für dringend notwendig, das Bewilligungsverfahren zu beschleunigen, um tatsächlich die Zahl der in Versuchen verwendeten Tiere nicht nur auf lange Sicht zu reduzieren und gleichzeitig die Alternativen zu fördern.
Beste Grüße,
Fabio De Masi