Sie sitzen im Ausschuss für Klimaschutz und Energie und haben nähe zum GKN Kornwestheim. Wie stehen Sie zu Atomkraft?
Die CDU hat den Atomausstieg unter Angela Merkel mitgetragen, doch inzwischen fordern einige ihrer Parteikollegen eine Neubewertung der Kernenergie.
• Halten Sie eine Rückkehr zur Kernkraft für sinnvoll, und wenn ja, in welcher Form?
• Sollte Deutschland neue Atomkraftwerke bauen?
• Wer sollte die Verantwortung für den Betrieb übernehmen? Private Unternehmen, staatliche Betreiber oder eine Mischung aus beiden?
• Ist Atomkraft wirtschaftlich tragfähig, oder sehen Sie Investitionen in erneuerbare Energien als sinnvoller an?
Wie sieht Ihre realpolitische Lösung für die Energieversorgung, ohne hypothetische Zukunftstechnologien, der nächsten 10 bis 20 Jahre aus?

Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Lassen Sie mich zunächst anmerken: Den überhasteten Ausstieg der Ampel-Koalition aus der Kernenergie halte ich für einen Fehler. Die letzten drei Kernkraftwerke waren sicher und hätten weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Stabilität unserer Energieversorgung und zur Reduzierung von CO₂-Emissionen leisten können. Die Abschaltung lässt sich nicht mehr rückgängig machen, da der Rückbau bereits weit fortgeschritten ist. Neue Kernkraftwerke würden die aktuellen Herausforderungen der Energieversorgung in Deutschland nicht lösen können, da ihr Bau bis zu 20 Jahre dauert.
Mit Blick auf die zukünftige Energiepolitik plädiere ich für eine ideologiefreie Herangehensweise und einen technologieoffenen Energiemix. Grundsätzlich muss die Kosteneffizienz unsere energiepolitische Maxime sein. Die Politik sollte von der Technologiedebatte weggehen und nicht mehr vorgeben, welches Verfahren richtig ist, sondern schauen, wie und wo die CO2-Vermeidung am günstigsten möglich ist.
Um unsere Energieversorgung zu sichern, benötigen wir eine Angebotsausweitung. Bei Windkraft und Photovoltaik sind wir gut unterwegs. Jetzt brauchen wir eine Beschleunigung beim Ausbau der Netze und Speicher sowie wasserstofffähige Gaskraftwerke. Langfristig sollten neben erneuerbaren Energien auch innovative Reaktortechnologien einbezogen werden. Deshalb halte ich es für richtig, in Forschung und Entwicklung neuer Kernenergietechnologien zu investieren. Dazu gehören Kernkraftwerke der vierten und fünften Generation, Small Modular Reactors (SMR) und auch Fusionskraftwerke. Diese Technologien bieten aus meiner Sicht viel Potenzial für eine sichere und nachhaltige Energiegewinnung.
Mit freundlichen Grüßen
Fabian Gramling MdB