Frage an Ewald Groth von Birgit H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Lieber Herr Groth,
was wird in der Hochschulpolitik getan, um eine Autonomie der Hochschulen nicht nur in Bezug auf ihre Abhängigkeit vom Staat, sondern ebenso in Bezug auf Abhängigkeiten von wirtschaftlichen Interessengruppen zu gewährleisten.( z.B. Sicherung der Finanzierung ohne inhaltliche Einflußnahme der Geldgeber). M.E. müßte dies durch eine entsprechende Ausgestaltung der entsprechenden Gesetze leicht möglich sein. (Z.B. Verpflichtung aller,von der Leistung von Hochschulen profitierenden Unternehmen, Banken etc., zu Zahlungen an zweckgebundene aber unabhängige Stiftungen.)
Eine solche Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen von Hochschulen ist m.E. dringend nötig um freies Denken, freie Forschung und Lehre und damit wirkliche Innovation - nämlich im Sinne des Allgemeinwohls und nicht von finanzmächtigen Interessengruppen - zu gewährleisten.
Ein in die Augen springendes Beispiel für die Folgen einer solchen fehlenden Unabhängigkeit scheinen mir die Wirtschaftwissenschaften zu sein: Wo bleiben die Antworten auf die gegenwärtige Krise, die mehr als eine Wiederholung von Rezepten sind, die schon längst versagt haben. Diejenigen, die solche Antworten geben könnten, dürften es an Hochschulen, die sich in solchen Abhängigkeiten befinden ziemlich schwer haben!
Viele Grüße, Birgit Hasselhoff
Sehr geehrte Frau Hasselhoff ,
Die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre ist ein hohes Gut, welches wir Grüne - genau wie Sie - verteidigen wollen. Aus den USA kennen wir Berichte von Hochschulen/Fachbereichen und Lehrstühlen, die nur mit Drittmitteln rechnen können, wenn Sie bestimmte wissenschaftliche Positionen nicht offensiv vertreten und Auftragsforschung ausschließlich im Sinne der Auftraggeber betreiben.
Bei uns in Deutschland ist der Anteil von Drittmitteln aus der Wirtschaft eher unterentwickelt. Von daher ist eine Entwicklung, wie sie für die USA beschrieben wird, ersteinmal im Allgemeinen eher nicht, im Einzelfall aber sehr wohl zu befürchten.
Sehr interessant finde ich Ihren Hinweis auf die Beteiligung der Wirtschaft an den Kosten der Forschung und die Beteiligung der Allgemeinheit an den Erträgen.
Ich bin in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr Mitglied des NRW-Landtags und erlaube mir deshalb, Ihre Fragen und Anregungen an meine LandtagskollegInnen der grünen Fraktion weiterzugeben und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Ihr Ewald Groth MdL