Frage an Eva Högl von Stefan R. bezüglich Umwelt
Hallo Frau Högel,
bitte stellen Sie Ihren Standpunkt zu Überfischung der Weltmeere dar. Welche Aktivitäten haben Sie diesbezüglich schon unternommen?
VG
Sehr geehrter Herr Richter,
die Überfischung der Weltmeere ist tatsächlich ein großes Problem. Der aktuelle Bericht der Welternährungsorganisation (FAO) vom Anfang dieses Jahres zeigt, dass 80 Prozent der Fischbestände der Weltmeere überfischt sind oder bis an die Grenzen ihrer biologischen Kapazität genutzt werden. Dazu kommen noch hohe Verluste durch Beifang, durch Schleppnetzfischerei (für ein Kilo Seezungen werden bis zu neuen Kilo Beifang tot über Bord geworfen), durch illegale Fischerei über die vereinbarten Fangquoten hinaus oder durch "Geisternetze". Dies sind Fischereinetze, die verloren gingen und mit 640.000 Tonnen zehn Prozent des Mülls in den Weltmeeren ausmachen. Da sie aus nahezu unverrottbarem Kunststoff bestehen, töten sie über Monate und Jahre Fische, Wale, Delfine, Seevögel und Meeresschildkröten. Dies hat negative Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme und auf die Artenvielfalt. Darüber hinaus werden die Meere noch durch Erwärmung und Versauerung aufgrund des Klimawandels und den Schadstoffeintrag gefährdet. Außerdem ist zu beachten, dass die großen Fischereifangflotten, die z.B. für die Küsten Afrikas fischen, auch eine Ursache für die wachsende Armut indigener und lokaler Fischer sind, die sich hauptsächlich vom Fischfang ernähren. Sie können nur in Küstennähe fischen; ihr Fang wird immer geringer.
Diese Probleme sind schon seit langem national und international bekannt. In Europa trat im Juli 2008 die europäische Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie in Kraft. Sie zielt auf die Erreichung des guten Zustandes der Meeresumwelt bis 2020. Deutschland hat daraufhin mit der nationalen Meeresschutzstrategie eine integrierte Meeresschutzpolitik entwickelt, in der auch die nachhaltige Fischerei eine große Rolle spielt. Sie finden die Strategie auf der Homepage des Bundesumweltministeriums ( www.bmu.de ).
Zusätzlich dazu haben die Koalitionsfraktionen im Oktober 2006 den Antrag "Sensible Ökosystem in der Tiefsee besser schützen" (Bundestags-Drs. 16 / 3089) eingebracht: Eine Bestandsaufnahme über die Umsetzung der Forderungen finden Sie in der Bundestags-Drucksache 16 / 12508 ab S. 19. Beide Drucksachen finden Sie auf der Homepage des Deutschen Bundestages ( www.bundestag.de ).
Jede Bürgerin und jeder Bürger kann aber auch selbst einen Beitrag zum Schutz der Weltmeere leisten und zwar durch den Kauf von zertifiziertem Fisch, das heißt Fisch mit dem blauen MSC-Siegel (Marine Stewardship Council). Auf www.msc.org finden sie hierzu mehr Informationen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Eva Högl