Frage an Emmerich Huber von Philipp S. bezüglich Umwelt
In Ihrem Wahlprogramm steht ziemlich weit oben, dass Sie bis 2030 auf 100% erneuerbare Energien wechseln wollen. Jedoch sind erneuerbare Energien wie jeder weiß nicht sehr zuverlässig und oft sehr vom Wetter und von der Jahreszeit abhängig. (Quelle: welt de "Die Dunkelflaute bringt Deutschlands Stromversorgung ans Limit") Ich wünsche mir in diesem Kontext nun einen konkreten Lösungungsvorschlag wie in solchen Jahreszeiten/Wetterlagen die erneuerbare Energie genug Strom für Deutschland liefern soll. Mir ist natürlich bewusst, dass man ganz Deutschland mit Solarpanels, Wasserkraftwerken, Biogasanlagen, Windräder, etc. "zukleistern" kann um dem eventuell entgegenzuwirken, jedoch scheitert dieser Plan sehr wahrscheinlich an der Finanzierung. Den Strom im genannten Fall aus dem Ausland zu kaufen ist auch keine Lösung, da dieser oft nicht umweltfreundlich erzeugt wurde.
Vielen Dank schon mal ich warte gespannt auf den Vorschlag.
Hallo Herr S.,
mir ist grundsätzlich eines zum Verständnis und als Grundlage der Überlegungen wichtig: die gesamte Menschheit verbraucht derzeit rd. 150 petawattstunden/a Energie (gesamt, also nicht nur Strom, der davon knapp 1/5 ausmacht - 1 pwh = 10 hoch 15 wh). Die Sonne strahlt ständig das rd. 10.000 fache dieser Energie auf die Erde (eine andere Quelle, die ich nicht mehr finde, kommt "nur" zum 1.200-fachen). Der deutsche Energiebedarf liegt bei knapp 4 pwh/a, davon Strom ca. 0,6 pwh/a) Die Zahlen muß man sich nicht merken, aber es bedeutet für mich ganz klar: wir sind völlig bescheuert, wenn wir weiter Braunkohle aus dem Boden buddeln und mit inzwischen über 20.000 Plattformen nur auf dem Meer aus immer größeren Tiefen Öl saugen, statt konsequent auf die Sonne als kostenlose Energiequelle zu setzen.
Noch eine Zahl: wir zahlen knapp 100 Mrd. Euro p.a. für Energieimporte - übrigens aus ganz überwiegend recht undemokratischen Ländern.
Was tun? Unsere PV- und Windanlagen können an "guten" Tagen bereits mehr als unseren gesamten Strombedarf decken. Bei steigender Energieeffizienz, deutlichen Einsparungen (Heizung, Kfz-Verkehr) und steigender Effizient von PV-Anlagen ist der Ausbaubedarf nicht mehr allzu hoch. Es hängt an der Speicherung. Diese ist im Prinzip mit "power-to-gas" seit Jahrzehnten technisch gelöst und in dieser Technologie sehe ich im Wesentlichen die Lösung. In der Praxis ist das noch nicht wirklich angekommen - auch aus politischen Gründen. Allerdings gibt es einige industrielle Pilotprojekt, die rentabel laufen, z.B. beim Stadtwerk Haßfurth, hier in der Nähe. M.E. muß hier auch gegen den Widerstand der etablierten Energie-Lobby massiv investiert werden. Die Primärenergie (Sonne) ist dann ja kostenlos.
Das ist grob der Weg - er ist möglich - man muß es nur wollen und machen.
Noch eine Anmerkung, weil hier immer wieder die Effizient kritisiert wird: selbst bei der ent-to-end-Kette (Strom zu Gas und wieder zu Strom) haben wir noch einen Wirkungsgrad von rd. 40%. Bei Braunkohle liegen wir darunter und Braunkohle kostet, macht Dreck usw., Sonne nicht.
Gruß
Emmerich Huber