Frage an Ellen Demuth von Ulrich B. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Demuth,
Meine Frage an Sie: Wie stehen Sie zum Bau von Hochwasserschutzanlagen am Mittelrhein?
im Januar waren am Rhein bereits zwei Hochwasser.
Mittlerweile ist es so, dass viele größere Städte am Rhein (z.B. Andernach, Koblenz und viele andere) Hochwasserschutzanlagen bauen/gebaut haben. Dadurch bleiben dort die betroffenen Gebiete trocken und weiter unterhalb wird die Hochwasser- situation verschärft. Es gibt zwar Experten, die uns Bürgern vorrechnen, dass z. B. die Hochwasserschutzwand in Andernach nur 1 - 2 cm mehr an Hochwasserhöhe in Leutesdorf ausmachen, aber generell sehe ich, als vom Hochwasser Betroffener, diese Entwicklung mit großer Sorge.
Stellen Sie sich einfach und laienhaft mal vor:
- Sie füllen ein Glas mit Wasser bis kurz unter den Rand
- Sie nehmen ein gleiches Glas und teilen ein drittel wasserdicht ab
- dann füllen Sie die gleiche Menge Wasser wie in Glas eins ein
> merken Sie was, auch wenn Sie keine "Expertin" sind?
Der Bau von Poldern ist sehr gut und dient allen,
der Bau von Hochwasserschutzanlagen ist aus meiner Sicht sehr schlecht,
da er wenigen hilft und vielen Unterliegern schadet.
Von daher bin ich gegen den Bau von Hochwasserschutzanlagen und eher für deren Rückbau.
Wie ist Ihre Meinung?
Vielen Dank für eine Antwort.
Sehr geehrter Herr Becker,
vielen Dank für Ihre Frage bzgl. meiner Meinung zu einem Bau von Hochwasserschutzanlagen hier bei uns am Mittelrhein.
Erst vergangene Woche habe ich mir die gebliebenen Schäden des Jahrhunderthochwassers von 1995 an einem Haus im Leutesdorfer Unterdorf angeschaut. Im Rahmen meiner Hausbesuche bei Leutesdorfer Bürgern hat mir eine Bürgerin sehr anschaulich an ihrem Wohnhaus verdeutlicht, welche Schäden durch Hochwasser entstanden sind und erklärt, dass selbst 16 Jahre nach dem verheerenden Hochwasser, das Erdgeschoss des Hauses unbewohnbar ist.
Als Linzer Bürgerin wohne ich ebenfalls in einem von Hochwasser immer wieder geschädigten Gebiet und weiß, welch schlimme, existenzbedrohenden Folgen ein Hochwasser für die betroffenen Anwohner und Gewerbetreibenden haben kann.
Um Schäden in der Zukunft so gering wie möglich zu halten, halte ich einen wirksamen Hochwasserschutz für unsere Rheindörfer für absolut notwendig. Sie können sicher sein, ich werde mich, falls ich gewählt werden sollte, im Landtag dafür einsetzen, dass finanzielle Mittel, um einen sicheren Schutz unserer Region zu gewährleisten, auch weiterhin in ausreichender Höhe im Landeshaushalt eingeplant werden.
Sehr wichtig ist mir, die betroffene Bevölkerung bei der Planung und Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen so früh und umfassend wie möglich zu beteiligt, um eine sachgerechte und für möglichst alle Bürgerinnen und Bürger verträgliche Lösung sicherzustellen.
Ich glaube, der Hochwasserschutz sollte aus einem ganzheitlichen Konzept bestehen, das ein Maßnahmenbündel wie die von Ihnen angesprochenen Polder und die Hochwasserschutzwände umfasst. Dabei muss dieses immer auf die regionalen Gegebenheiten wie in Leutesdorf/Andernach abgestimmt sein.
Ich gebe Ihnen recht, die Schwerpunkte des Hochwasserschutzes sollten vor allem in der vorbeugenden Hochwasserrückhaltung durch Polder liegen. Selbstverständlich sind die betroffenen Bürgerinnen und Bürger bei der Ausweisung solcher Polder, von Beginn an eng in die Entscheidungen einzubinden.
Recht haben Sie ebenfalls, wenn Sie sagen, dass Hochwasserschutzwände einiger Städte nicht zum Nachteil für andere Gebiete werden dürfen und dort zu höheren Überflutungen führen.
Soweit mir bekannt, ist in Leutesdorf in den vergangenen Monaten bereits ein Konzept mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert worden, jedoch leider bisher noch ohne zufriedenstellendes Ergebnis für alle Betroffenen.
In der weiteren Beratung über dieses Konzept ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, einen breiten Dialog mit den anderen betroffenen Städten und Gemeinden am gesamten Mittelrhein zu führen. Es sollte das Ziel aller betroffenen Gemeinden sein, ein gemeinsames, nachhaltiges Hochwasserschutzmaßnahmenpaket zu verabschieden, das alle betroffenen Gemeinden wirksam schützt.
Gerne nehme ich, sofern erwünscht, auch an entsprechenden Treffen teil und werde die Planung sinnvoller Maßnahmen für unsere Gemeinden nach Kräften unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Ellen Demuth