Frage an Elke Ferner von Ingo W. bezüglich Umwelt
Guten Tag
Dass die Energiewende kommen muss, sehen wir wohl alle so. Aber über das ´´Wie´´ hätte ich folgende Fragen:
1. Da mittlerweile bekannt ist, dass sich die Windkraftanlagen in der Südhälfte von Deutschland ohne die von uns allen bezahlte EEG-Einspeisevergütung nicht für die Profiteure (Gemeinden, Anlagenbetreiber, Grundstücksbesitzer) rechnen können, hätte ich dazu gerne Ihre Einstellung gehört.
2.Wie ist Ihre Meinung zu den für einen profitablen Betrieb nötigen fehlende Speichermöglichkeiten, ohne die die bisherigen Kraftwerke als Sicherheits-Kraftwerke (meistens im teuren und unrentablen Stand-By-Modus)weiter mitlaufen und sogar neue Kraftwerke gebaut werden müssen, da hierzu noch keine Lösung in Sicht ist.
3.Wie stehen Sie zu der Zerstörung unserer Heimat und Umwelt (sogar unsere Erholungswälder sollen durch die Mega-Wka´s zerstört werden, siehe Bostalsee) Hier plant man mitten in die umliegenden touristisch genutzten Wälder um Bosen mehrere 200 Meter hohe Mega-Windkraftanlagen . Dies in ein mit von Land und Kreis mit Millionen gefördertes Tourismusgebiet!
Auf Ihre Antwort freut sich Ingo Weirich
Sehr geehrter Herr Weirich,
vielen Dank für Ihre Fragen über abgeordnetenwatch.de, die ich im Folgenden gerne beantworte.
Zu 1.) In keiner Region Deutschlands rechnen sich Windanlagen bislang ohne Förderung. Der Aufbau der Anlagen kann momentan vom freien Verkauf zu den Preisen der Strombörse nicht finanziert werden. Allein an windreichen Standorten - die es auch in Süddeutschland gibt - könnten sie über eine Direktvermarktung außerhalb der Förderung überleben. Da vor allem die Errichtungskosten der Anlagen Investitionen erfordern, die ausschließlich durch den Strompreis bisher nicht refinanzierbar sind, werden in der Anfangsphase einer Windanlage noch Fördergelder benötigt. Es gilt daher, die Direktvermarktung so auszugestalten, dass nur die Anlagen noch eine Förderung erhalten, die sich nach Ausfinanzierung der Errichtungskosten selbst tragen. Wenn es uns gelingt, das Vermarktungssystem so zu ändern, wird auch ein bedarfsgerechter Ausbau die Folge sein. Die Investoren müssen somit zukünftig auch für die Versorgungssicherheit eine Mitverantwortung übernehmen.
Zu 2.) Auch wenn die Notwendigkeit zur Speicherung von regenerativ erzeugtem Strom sich erst zum Ende des Jahrzehnts stellen wird, hätte bereits mit der Forschung für die technischen Voraussetzungen von effizienten Speichertechnologien begonnen werden müssen. Wir setzen auf eine "power-to-gas" Technologie. Dabei wird über die Elektrolyse Strom in Wasserstoff oder Methan umgewandelt. Eine solche Versuchsanlage wurde erst vor kurzem eingeweiht. Mit solchen Anlagen können große Mengen an Strom gespeichert und im Gasnetz zu den Orten gebracht werden, wo er benötigt wird. Dort wird die Energie auch dem Wärmemarkt und der Mobilität zur Verfügung stehen können.
Zu 3.) Die Gefahren für unsere Umwelt gehen nicht von Windanlagen aus, sondern von der Verstromung fossiler Brennstoffe - dazu gehört auch die Atomenergie! Die Frage lautet also zugespitzt: Atom- oder Windanlage? Und ein breiter gesellschaftlicher Konsens bevorzugt die Windkraft. Windanlagen gehören zur Infrastruktur der neuen Energieversorgung. Aber auch die Erzeugung regenerativer Energien hat - wie alle Arten der Energieerzeugung - Vor- und Nachteile. Die Nachteile der Windenergie liegen eindeutig im Eingriff in die Landschaft.
Die Bundesländer treffen die Standortentscheidungen für die Windparks vor Ort. Für Akzeptanz und Durchsetzbarkeit von Energieinfrastrukturprojekten ist die frühzeitige Konsultation und Beteiligung der betroffenen Bevölkerung in Zusammenarbeit mit den Kommunen unabdingbar. Hilfreich sind auch unmittelbare Beteiligungen der Bevölkerung, wie z. B. in Form von „Bürger-Windparks”, Energiegenossenschaften, Netzbeteiligungen etc. Wir werden eine Clearingstelle „Naturschutz und Energiewende” einrichten. Als Anlaufstelle für Kommunen, Bürgerinitiativen, Planungsträger, Energiewirtschaft und Umweltverbände soll sie die Interessen der Energiewende und des Naturschutzes in Einklang bringen.
Wir wollen gemeinsam mit den BürgerInnen und MandatsträgerInnen vor Ort nach Möglichkeiten suchen, wie im Rahmen der notwendigen Energiewende der Neubau von Wind- und Fotovoltaikanlagen naturschonend und bürgerInnenfreudlich umgesetzt werden kann. Dies gilt natürlich auch für die Region am Bostalsee.
Mit freundlichen Grüßen
Elke Ferner