Portrait von Elfriede Eva Schuler
Elfriede Eva Schuler
MLPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Elfriede Eva Schuler zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Felix S. •

Wie stehen Sie zu Stuttgart 21? Welche Bedeutung hat für Sie der Kopfbahnhof? Wie stehen Sie zu den Plänen die Gäubahn über Jahre vom Kopfbahnhof abzubinden? Wie stehen Sie zur Panoramabahn?

Als jemand der kein Auto hat auf die Bahn angewiesen ist ist es für mich von großen Interesse, wie Leistungsfähig der Eisenbahnknoten Stuttgart künftig sein wird. Wie sicher ist der neue Bahnhof bei Störungen durch Tunnelschäden im wasserempfindlichen Anhydrit-Gestein oder durch Unfälle oder gar Brandereignisse? Was passiert bei einer Störung im S-Bahn-Tunnel, wenn weder die Gäubahn noch der Kopfbahnhof als Ausweichstrecke mehr vorhanden sind? Kann man bei einer echten Verkehrswende mit möglichst viel nach Stuttgart durchfahrenden Zügen überhaupt auf die Kapazität des Kopfbahnhofs verzichten? Warum ist 75 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges die Gäubahn noch immer auf langen Abschnitten eingleisig, so dass diese beim Tunneleinbruch in Rastatt keine Umleiterzüge aufnehmen konnte? Wie soll ohne den Kopfbahnhof der Deutschlandtakt klappen? Die Schweiz entwirft Fahrpläne und baut dafür Strecken und Bahnhöfe. Warum macht es Deutschland umgekehrt, S21 bauen und danach Fahrplan ausrichten?

Portrait von Elfriede Eva Schuler
Antwort von
MLPD

S 21 ist ein Lehrbeispiel dafür, wie das Verkehrssystem im Kapitalismus dem Diktat des Maximalprofits unterworfen ist: So war die Motivation für S 21 das Immobiliengeschäft mit dem Gleisvorfeld und die Geschäfte von Baukonzernen wie dem Tunnelbohrunternehmen Herrenknecht, aber nicht ein gut funktionierender Nahverkehr für die Masse der Beschäftigten. Im Sozialismus wird dies anders herum sein: alles wird den Bedürfnissen aller Werktätigen untergeordnet. Wir werben in diesem Wahlkampf für den echten Sozialismus mit unserer Parole „Make Socialism great again“. Weil eine sozialistische Wirtschaft, befreit vom Zwang zum Profit, die ganze Schöpferkraft der Menschen aufnehmen und verarbeiten kann für ein Mobilitätssystem, das Mensch und Natur schützt. Was für Fähigkeiten in den Menschen stecken, zeigt der hartnäckige Protest der S 21-Gegner. Nicht nur bewahrheitet sich Punkt für Punkt ihre Kritik. Sie haben auch Ideen ausgearbeitet, was mit den bereits gebauten Tunnels und anderen Bauten machbar wäre. Im Sozialismus kämen diese Ideen zum Tragen.

Die MLPD vertritt, dass der rasche Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs notwendig ist und zwar zum Nulltarif, damit die Menschen wirklich umsteigen können, die ihre Arbeit erreichen müssen und wenig Einkommen haben. Auch die Lebensqualität in der Stadt muss besser werden und der Ausstoß der Treibhausgase verringert. Dafür brauchen wir dringend die Reduzierung des privaten Autoverkehrs und die Rückverlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Dem steht das Projekt Stuttgart 21 direkt entgegen. Es ist ein echter Schildbürgerstreich.

Schon seit 15 Jahren wird gewarnt: Dass Stuttgart 21 im Falle einer größeren Überschwemmung lahmgelegt ist. Tunnel von insgesamt 60 Kilometern ungeeignet und riskant sind, weil sie teils durch Gipskeuper getrieben wurden. Die Kapazität durch weniger Gleise verringert statt erhöht wird. Durch das Gefälle der unterirdische Bahnhof ungeeignet ist. Die Bahnsteige für das Personenaufkommen zu eng sind und es völlig unklar ist, wie die Anforderungen an den Brandschutz erfüllt werden sollen.

Die Zweifel an der Leistungsfähigkeit des „Eisenbahnknoten Stuttgart“, eher ein Haltepunkt im Tunnel, ist leider sehr berechtigt. Deshalb und auch, um den Deutschlandtakt zu ermöglichen, ist inzwischen die Doppellösung von Kopfbahnhof plus Tiefbahnhof im Gespräch.

Von Anfang an hat die MLPD das Projekt Stuttgart 21 als unnützes Groß- und Klimakillerprojekt abgelehnt. Für die Stadt Stuttgart mit ihrer Kessellage ist eine schnelle Entlastung vom Autoverkehr durch den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs nötig. Dafür taugt der Tiefbahnhof nicht mit nur 8 statt 16 Gleisen des jetzigen Kopfbahnhofs.

Die Gäubahn ist eine wichtige Verbindung zwischen Stuttgart und Zürich. Gegen ihre Abkoppelung vom Hauptbahnhof Stuttgart hat jetzt die Deutsche Umwelthilfe zu Recht geklagt und in erster Instanz leider verloren, will aber in Berufung gehen. Nicht nur würde durch die Abkopplung die wichtige Ausweichstrecke im Fall von Problemen und Reparaturen im S-Bahntunnel wegfallen. Auch die Zumutungen für die Reisenden würden noch größer, denn das würde ein weiteres Mal umsteigen bedeuten (in Stuttgart Vaihingen).

Wir denken, dass auf den Kopfbahnhof nicht verzichtet werden kann. Das bedeutet auch, dass der Abbruch des Gleisvorfeldes und die Bebauung dieser Fläche nicht stattfinden darf. Die Wohnungsnot in Stuttgart muss auf andere Weise gelöst werden, zumal das sogenannte Rosensteinquartier ein teures Pflaster werden dürfte und damit keine Lösung für die hier Wohnungssuchenden.

Warum die Schweiz ein funktionierendes Eisenbahnwesen hat und Deutschland nicht? Ich denke, das liegt am mächtigen Einfluss der Automobilindustrie in Deutschland. Um möglichst viele Autos und LKWs zu verkaufen, wollte man die Autobahn ausbauen, nicht das Schienennetz. Das rächt sich heute, denn das war und ist ein Irrweg und muss endlich korrigiert werden im Interesse des Umweltschutzes.

Die Klimakatastrophe hat bereits begonnen und wir müssen alles daran setzen, um sie abzudämpfen. Ein nächster Schritt zum Sozialismus ist unserer Meinung dazu unbedingt erforderlich.