Frage an Edith Franke von Heinz M. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Franke,
wie können Sie es mit Ihrem Gewissen vereinbaren, dass bei der von der Dresdner Tafel organisierten Weihnachtsfeier 2013, an die Kinder kein nahrhaftes und hochwertiges Essen ausgegeben wurde, sondern fettiges Fast Food? Müssten nicht gerade die Schwächsten unserer Gesellschaft mit qualitativ anspruchsvollen Speisen versorgt werden, um dafür Geschmack entwickeln zu können?
Sie bekommen in Dresden mehr als genug frische Lebensmittel zur Verfügung gestellt, womit eine gesunde(!) Ernährung gewährleistet werden könnte.
Mir kommt es vor, als diene die "Tafel" nur dem Selbstzweck und der Profilierung einzelner. Wirklich, von Herzen kommendes, soziales Verantwortungsbewusstsein konnte ich bisher nicht finden. Dazu fehlt es auch einfach an notwendigen Kompetenzen bei vielen ihrer Zwangsmitarbeiter, die sie vom Jobcenter vermittelt bekommen.
Es ist das falsche Konzept, sozial-abgekoppelte Menschen von ihresgleichen versorgen zu lassen. So erweitert sich kein Horizont und die Abschottung sozialer Räume wird vorangetrieben.
Ich hänge gerade zwangsweise in einem Nebenprojekt der Tafel fest und habe den direkten Einblick in die Zustände hinter und vor der Kulissen. Und zu gegebener Zeit werde ich die Öffentlichkeit darüber informieren, wie diese angeblich "sozialen" Einrichtungen so arbeiten. Ich verstehe das als meine moralisch-ethische Pflicht. Die breite Öffentlichkeit muss darüber informiert werden, dass diese Mildtätigkeit keineswegs so wertvoll ist, wie sie selbst von sich behauptet.
Mit freundlichen Grüßen.
Sehr geehrter Herr Merkmann,
seit 1995 sammelt der Dresdner Tafel e.V. überschüssige Lebensmittel und verteilt diese regelmäßig an inzwischen 12.000 Bedürftige.
Die Lebensmittel kommen aus fast allen Handelseinrichtungen in Dresden und von Herstellern. Sie entsprechen durchweg dem den Erfordernissen der europäischen HACCP-Verordnung und werden bei der Tafel vorschriftsmäßig gelagert. Ihre Qualität wird durch die Tafelmitarbeiter vor der Abgabe nochmals geprüft. Fauliges Obst und Gemüse wird sofort bei Eingang in der Tafel aussortiert und entsorgt. BIO-Warenerzeuger und entsprechende Handelseinrichtungen gehören in Dresden nicht zu den Lieferanten der Tafel.
Die Dresdner Tafel veranstaltet darüber hinaus Kinderfeste und Weihnachtsfeiern. Abschließend zu den Veranstaltungen wird ein warmes Essen gereicht , damit die Teilnehmer nicht hungrig nach Hause gehen müssen. Dieses Essen erhebt nicht den Anspruch auf höchste Ansprüche, da die Tafel keine Lebensmittel zukauft. Dennoch ist es von einwandfreier Qualität und schmackhaft.
Die Dresdner Tafel unterstützt regelmäßig 3 Suppenküchen in Dresden, vor allem mit Obst und Gemüse. Bei der Dresdner Tafel sind 120 (!) Ehrenamtliche tätig. 8 Mitarbeiter in besonderer Einzelverantwortung erhalten ein kleines Gehalt. Unter den Ehrenamtlichen sind Fachkräfte und Angelernte. Studenten und Auszubildende absolvieren bei der Tafel ihre Praktika.
Der größte Teil der Tafelhelfer ist arbeitslos bzw. in Hartz IV und arbeitet ehrenamtlich. Nur wenige sind ausgebildete Sozialarbeiter. Diese Menschen, aus dem Berufsleben ausgestoßen, finden bei der Tafel eine sinnvolle Aufgabe. Und sie wissen nur allzu gut, wie es den Bedürftigen geht, denen sie Lebensmittelspenden reichen. Bei ihnen und den anderen Ehrenamtlichen ist die Hilfe für Bedürftige eine Herzenssache. Die Behauptung über „die vielen Zwangsarbeiter vom Jobcenter“ ist schlichtweg falsch. Die Tafel beschäftigt Solche nicht - das Jobcenter weist sie ebenso wenig zu. Eine Ausnahme können Praktikanten (durch Jobcenter) bilden. Denn auch bei der Tafel ehrenamtlich tätige Hartz-IV-Empfänger müssen Praktika durchführen. Auf Wunsch der Betreffenden und auf Bitten der Tafel ermöglicht das Jobcenter zunehmend solche Praktika bei der Tafel.
Dagegen weise ich Ihre Behauptung, die Betreiber der Tafeln handeln aus „Selbstzweck“ und „Profilierungssucht“ entschieden zurück. Sie beleidigen damit Mitglieder und Helfer der Tafeln und deren engagiertes Wirken. Dass die Motive für soziales handeln unterschiedlich sein können, ist normal. Den Meisten gemeinsam ist jedoch der Wunsch, Menschen in Not zu helfen, auch wenn Sie das „nicht finden konnte“.
Zum Schluß:
- Der Dresdner Tafel e.V. ist ein eingetragener Verein, vom Finanzamt als mildtätig anerkannt.
- Die Dresdner Tafel erhält keine staatlichen Fördermittel.
Sie arbeitet
. mit Spenden
. mit den geringfügigen Kostenbeiträgen der Bedürftigen
. mit Mitgliedsbeiträgen
. mit Bußgeldern (Justiz-Zuweisungen)
Zu Ihrer Abschlußbemerkung:
Sie nennen die Tafelarbeit „das falsche Konzept“. Verantwortlich für die Abschottung sozialer Räume sind nicht die Helfer, sondern der Staat und seine Politik. Es ist unbillig, einen Hilfsverein in Haftung zu nehmen für das Versagen der Gesellschaft. Es ist ein Segen, daß es die Tafeln gibt. Und es ist eine Schande, daß es sie geben muß. Gleich der Dresdner Tafel bieten viele andere Vereine und soziale Einrichtungen Bedürftigen Hilfe in der Not - und es ist legitim, wenn der „Schwache dem Schwachen“ helfen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Edith Franke