Frage an Eckhard Pols von Arvid B. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Pols,
Sie schrieben am 08.10. in einer Antwort
bezüglich der Legalisierung von Cannabis, dass "der regelmäßige Konsum zu psychischer Abhängigkeit bis hin zu irreversiblen Persönlichkeitsveränderungen führen kann, ist hingegen nachgewiesen."
- Bitte geben Sie mir dazu eine verlässliche Quelle an, in der die irreversiblen Persönlichkeitsveränderungen zweifelsfrei nachgewiesen wurden.
- Würden Sie den gleichen Effekt ("irreversiblen Persönlichkeitsveränderungen") auch bei Alkohol vermuten und sind Sie gegenüber einer Prohibition von Alkohol aufgeschlossen, falls dieser Effekt nachweisbar ist?
- Im Reitox Report 2014 wird die Zahl aller 18- bis 64-jährigen Deutschen mit Drogenerfahrungen mit 23.9% angegeben. Zum Vergleich, 27.9% aller 0- bis 120--jährigen Deutschen gehören den Evangelischen Landeskirchen an. Würden Sie den Protestanten auch eine kulturelle Basis in Deutschland absprechen, oder wäre bei 27.9% diese kulturelle Basis erreicht?
Und als letztes noch eine Frage im Bezug auf ein Statement von Ihrer Kollegin Frau Mortler:
"Ich will, dass in unserer Gesellschaft Kinder zu starken Persönlichkeiten heranwachsen können, die die Risiken von Suchtmitteln richtig einschätzen können.“
Die extrem übertriebene Kriminalisierung von Cannabis (-> Mindeststrafmaß von einem Jahr Freiheitsstrafe nach § 29a Abs. 2 BtMG auch für den Besitz einer „nicht geringen (nicht unerheblichen) Menge (entspricht 7.5gr THC, bei einem THC Gehalt von circa 18% wären das um und bei 40 Gramm Cannabis)im Gegensatz zu der von Millionen von Konsumenten erlebten Harmlosigkeit eines Joints, wie soll man da als heranwachsende Persönlichkeit das Risiko von Cannabis richtig einschätzen lernen?
Ich würde mich über Ihre Antwort sehr freuen und hoffe, dass Sie in sich gehen und die Grösse in sich finden, mir, einem erwachsenen Menschen, nicht mehr vorschreiben zu wollen, was ich in meiner privaten Umgebung, in meiner Freizeit mache oder nicht mache.
Mit besten Grüssen.
Sehr geehrter Herr Blixen,
vielen Dank für Ihre Mail vom 09. Oktober 2015.
Bezüglich der von ihnen gewünschten Quelle zur Thematik der irreversiblen Persönlichkeitsveränderungen, möchte ich auf die Studie unter folgendem Link verweisen:
http://www.addictionjournal.org/press-releases/what-twenty-years-of-research-on-cannabis-use-has-taught-us
Der WHO-Suchtexperte Wayne Hall hat sich in dieser Langzeitstudie intensiv mit Cannabis beschäftigt.
Der Konsum von Cannabis wird von mir nicht als Kulturgut angesehen. Es ist richtig, dass die Zahl aller 18- bis 64-jährigen deutschen mit Drogenerfahrungen mit 23,9% angegeben wird. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um die Anzahl aller Deutschen, die regelmäßig Drogen konsumieren. Auch wird nicht angegeben, welche Drogen die Befragten konsumiert haben. (siehe http://www.dbdd.de/images/dbdd_2014/reitox_report_2014_germany_de.pdf ,Seite 20)
Auch ich möchte, dass in unserer Gesellschaft Kinder zu starken Persönlichkeiten heranwachsen können, die die Risiken von Suchtmitteln richtig einschätzen können. Allerdings halte ich nicht das Selbststudium hierzu für geeignet, sondern die Aufklärungsarbeit, die in den Schulen aber auch in verschiedenen anderen Institutionen geleistet wird.
Ich möchte Ihnen nicht vorschreiben, was sie in ihrer Freizeit machen und nicht machen. Es geht darum, Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, vor den Gefahren regelmäßigen Drogenkonsums zu warnen und zu schützen.
Im Übrigen ist Ihnen, so ist es zumindest Ihrer Argumentation zu entnehmen, ja richtigerweise durchaus bewusst, dass auch der legal zu konsumierende Alkohol ein Suchtmittel mit ähnlich schädlichem Potenzial ist. Ihrer Schlussfolgerung, man müsse aus diesem Grund weitere schädliche Substanzen legalisieren und damit weiteres Gefährdungspotenzial für die Gesellschaft schaffen, kann ich mich indes nicht anschließen.
Mit freundlichen Grüßen
Eckhard Pols, MdB