Frage an Eckhard Pols von Andre B. bezüglich Frauen
Sehr geehrter Herr Pols,
Sie sind mein Wahlkreisabgeordneter. Ihr Anspruch ist, die Interessen der Menschen in Ihrem Wahlkreis zu vertreten. Das heißt auch: die Interessen von vielen Tausend Frauen.
Sie haben aber am 18. April im Bundestag gegen eine Frauenquote für große Unternehmen gestimmt.
Dabei sind Frauen heute hervorragend ausgebildet – in vielen Bereichen sogar besser als Männer. In Führungspositionen kommen sie trotzdem kaum. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass eine Quote funktioniert und die Unternehmen profitieren. Und mehr Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen der 160 DAX-Unternehmen wären auch ein wichtiges Signal für kleinere Unternehmen des Mittelstandes. Das Signal, das Frauen es können!
Darum bin ich überzeugt: die Quote ist wichtig für die Zukunftschancen von Frauen.
Das alles haben Sie mit Ihrem Abstimmungsverhalten verhindert. Ich frage Sie daher: Warum haben Sie Angst vor Frauen in Führungspositionen? Warum wollen Sie keine Gleichstellung?
Mit freundlichen Grüßen und der Bitte um Antwort
Andre Borowsky
Sehr geehrter Herr Borowsky,
vielen Dank für Ihre E-Mail vom 21. April. Mein Abstimmungsverhalten über die Einführung einer Frauenquote in Aufsichtsräten möchte ich Ihnen nachfolgend gern erläutern. Ich habe gegen eine starre Frauenquote in Führungsgremien in großen deutschen Wirtschaftsunternehmen gestimmt. Natürlich ist es wünschenswert, mehr Frauen in die Führungspositionen zu bekommen.
Allein den Weg über eine verbindliche gesetzliche Regelung halte ich aber für falsch. Gerade die mittelständische Wirtschaft zeigt, dass es Frauen auch ohne gesetzlichen Zwang in Führungsgremien schaffen. Das ist bereits gelebte Praxis. Nahezu 25 % der von Familien geführten Unternehmen werden schon von einer Frau geführt.
Besser ist es, und dazu hat die christliche-liberale Koalition die Rahmenbedingungen geschaffen, Karriereperspektiven für Frauen zu eröffnen, um sie überhaupt für Führungspositionen zu qualifizieren, das Angebot von Kita-Plätzen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf auszubauen und mehr junge Frauen für die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zu begeistern.
Diese Themen müssen dringend aufgegriffen werden, um die Frauen wirklich weiter zu bringen. Wir sollten möglichst vielen Frauen eine Chance auf eine Führungsposition eröffnen. Es ist ein falscher Ansatz, den führenden börsennotierten und mitbestimmten Unternehmen eine feste Quote aufzuoktroyieren, um einigen wenigen hundert Vorzeigefrauen damit einen Quotenplatz zu sichern. Durch pauschale Vorgaben wird man der Vielgestaltigkeit der deutschen Wirtschaft keinesfalls gerecht.
Die deutsche Wirtschaft und vor allem auch der deutsche Mittelstand, dem ich als Handwerksunternehmer angehöre, sind schon viel weiter als in der öffentlichen Debatte diskutiert wird. So ist beispielsweise der Frauenanteil im Handwerk in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Mehr als 20 Prozent der Meisterprüfungen werden von Frauen abgelegt und fast jeder vierte Gründer im Handwerk ist weiblich.
Ich hoffe, dass ich Ihnen meinen Standpunkt mit meinen Ausführungen erklären konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Eckhard Pols, MdB