Frage an Dorothee Bär von Dirk H. bezüglich Recht
Sehr geehrte Frau Bär,
ich habe einige Anmerkungen zur Debatte "Killerspiele", die in den vergangenen Monaten hochgekocht ist. Ich könnte noch Verständnis dafür aufbringen, dass die meisten Politiker, die sich für ein Verbot aussprechen, noch nie selber diese Spiele gespielt haben. Unerklärlich ist mir allerdings, dass hier der Eindruck erweckt wird, als ob mit Hilfe von "Killerspielen" die nächste Generation von Terroristen herangezüchtet wird. Die medienwirksamen Fälle in der Vergangenheit hatten entweder private Probleme oder haben Alkohol konsumiert. Warum wird also nicht über ein Alkoholverbot nachgedacht? Warum hat niemand die Probleme der Jugendlichen ernstgenommen?
Stattdessen sollen plötzlich Erwachsene kriminalisiert werden.
Hätten Sie und Ihre Kollegen diese Spiele eine Weile praktiziert, würden Sie festellen, dass es um mehr als nur das Töten des Gegners geht. In Spielen wie "CounterStrike" haben Einzelgänger keinen Erfolg. Eigenschaften wie Kommunikation und Teamfähigkeit sind erforderlich (und werden gefördert), damit die Ziele, die Eroberung der gegnerischen Basis, das Entschärfen der Bombe, erreicht werden können. Eigenschaften, die der derzeitigen Regierung für Ihre Handlungsfähigkeit gut täten.
Vergessen Sie bitte auch nicht, dass in der Bundeswehr das Töten von Menschen wesentlich effektiver geübt wird, da man ja scharfe Waffen verwendet. Hier sind auch medienwirksame Skandale ("Totenschändung", etc.) zu beobachten und deswegen wird niemand die Bundeswehr verbieten.
Es gibt allerdings tatsächlich Spiele, bei denen es darum geht, Menschen auf möglichst grausame Art und Weise zu töten (und wird dafür entsprechend belohnt). An der Stelle gebe ich Ihnen Recht, das fördert keine positiven Eigenschaften und muss nicht über die Ladentheke gehen.
Ich hoffe also, die Diskussion endet nicht in einem "Schnellschuss".
In diesem Sinne ...
Gruß
D. Hahner
Sehr geehrter Herr Hahner,
wie Sie Presseberichten entnehmen können, habe ich mich im Nachgang der Expertenanhörung des Unterausschusses Neue Medien zum Thema „Jugendmedienschutz und gewalthaltige Computerspiele“ am 26. April 2007 gegen ein Verbot dieser Spiele ausgesprochen. Ich habe mich im Vorfeld der Expertenanhörung intensiv mit gewalthaltigen Computerspielen beschäftigt und habe diese Spiele daher auch schon selber gespielt.
Ich halte ein Verbot nicht für sinnvoll, da es keinen wissenschaftlichen Beweis für den Zusammenhang zwischen dem Spielen am Computer und Gewaltbereitschaft gibt. Die so eben erschiene Studie des Hans-Bredow-Insituts der Universität Hamburg unterstreicht meine Position. Darüber hinaus bin ich überzeugt, dass ein generelles Verbot den Reiz dieser Spiele noch erhöhen würde Es käme so nicht zu dem gewünschten Effekt eines Verschwindens dieser Spiele vom Markt.
Die Stärkung der Medienkompetenz der Jugendlichen erachte ich als wesentlich, um einen verantwortungsvollen Umgang mit Computerspielen in der Zukunft zu gewährleisten. Zu diesem Zweck ist zum einen eine Überarbeitung der Bildungskonzepte der Länder notwendig. Zum anderen muss die Frage nach einer Stärkung der Medienkompetenz von Jugendlichen auch als ein familienpolitisches Thema anerkannt werden. Die Schulen können nicht alle Defizite aufarbeiten. Alle erwachsenen Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen müssen in die Medienerziehung einbezogen werden. Eltern müssen besser informiert und Pädagogen im Bereich Neue Medien fortgebildet werden.
Ich hoffe, meine Ausführungen helfen Ihnen weiter. Sollten Sie darüber hinaus Fragen haben, wenden Sie sich jederzeit gerne an mich.
Mit freundlichen Grüßen
Dorothee Bär