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Dorothee Bär
CSU
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Frage von Michael B. •

Frage an Dorothee Bär von Michael B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Dorothee Bär,

Sie sind sehr engagiert in Sachen gleicher Lohn für Frauen und Männer /1/. Dort führen Sie aus, dass es nur einen unerklärten Rest von 8% zwischen den Löhnen der Männer und Frauen gäbe, die Angabe von 23% sei also Quatsch.

Meine Wenigkeit war auf der, aus öffentlichen Geldern geförderten Veranstaltung des BPW /2/ in Nürnberg zur "Ausbildung" von Multiplikatorinnen. Genau so wie Sie, hatte Herr Beck von destatis erklärt: Nur 8% sind unerklärlich und diese wären keine Diskriminierung.

Herr Beck hatte das verwendete Regressionsmodell vorgestellt.

Ich hatte versucht - da ich was von Regressionsmodelle verstehe - die Zuhörer aufzuklären, dass das verwendete Modell unvollständig sei. So wurden nur zwei unabhängige Variablen aus dem privaten Bereich verwendet, nicht aber die zwei Wichtigsten: a) Lohn des Ehepartners und b) bezogener Unterhalt.

Werden diese miteinbezogen, dann werden Sie auch die restlichen 8%, mehr als erklärt bekommen.

Wie Sie unseren Ausführungen bei Ihrem Kollegen entnehmen können /3/, haben Frauen - aufgrund des bezogenen Unterhaltes - einen, um 5% höheres Einkommen als die Männer, trotz der falschen Berücksichtigung des gezahlten Unterhaltes bei den Männern.

Mehr noch, wenn Sie das ganze Bild berücksichtigen, werden Sie feststellen, dass Männer im Schnitt 39% mehr arbeiten müssen als die Frauen, um 23% mehr Lohn zu bekommen /4/.

Ich hatte auf der Veranstaltung in N lediglich versucht, nachzufragen, warum der Unterhalt nicht als erklärende Variable einbezogen wird: Mir wurde in feministisch-demokratischer Manier die Antwort auf meine Frage verweigert!

Warum haben die Feminist.I.nnen Angst vor der Wahrheit? Warum darf mann die Fakten zur Diskriminierung der Männer nicht bekannt geben? Gibt es eine Möglichkeit, die wahren Zusammenhänge Ihrer Fraktion oder im BT bekannt zu geben?

MfG
MB

/1/ http://tinyurl.com/dyqkyya
/2/ http://tinyurl.com/c2sjc6p
/3/ http://tinyurl.com/3gx5qdg
/4/ http://tinyurl.com/cgnmzuf

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Baleanu,

vielen Dank für Ihre Nachricht. In Deutschland beträgt die geschlechtsspezifische Lohnlücke (Gender Pay Gap) rund 23 Prozent. Das Statistische Bundesamt stellt hierbei die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern gegenüber. Das Ergebnis ist die sogenannte "unbereinigte" Lohnlücke - die deshalb vergleichsweise hoch ist, weil Unterschiede wie Berufswahl, Position, Ausbildung und Beschäftigungsform (Vollzeit/Teilzeit) nicht berücksichtigt werden. Gerade in diesen Merkmalen unterscheiden sich Frauen und Männer jedoch häufig, insbesondere hinsichtlich des Beschäftigungsumfangs. So kann zumindest ein Teil der unbereinigten Lohnlücke strukturell erklärt werden. Die "bereinigte" Lohnlücke von acht Prozent hingegen ist das Ergebnis aus dem Lohnvergleich von Frauen und Männern mit denselben, individuellen Merkmalen wie Beruf, Branche, Qualifikationsniveau, Beschäftigungsform (vereinfacht: wenn gleich qualifizierte Frauen im gleichen Beruf für die gleiche Tätigkeit weniger Entgelt bekommen). Nicht abschließend geklärt ist, worauf diese verbleibenden acht Prozent zurückzuführen sind. Ursachen könnten Diskriminierung sein oder auch ein unterschiedliches Verhandlungsverhalten von Frauen und Männern. Amtliche Aussagen sind hierzu jedenfalls nicht vorhanden. Die Tatsache, dass sich etwa zwei Drittel der Lohnlücke strukturell erklären lassen, ändert jedenfalls nichts am Handlungsbedarf. Im Gegenteil: Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen führen offensichtlich zu Nachteilen von Frauen im Entgelt und müssen deshalb verändert werden. Würde nur noch die bereinigte Lohnlücke betrachtet, so bestünde die Gefahr, dass die Gründe, die zur Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern führen - namentlich vor allem Unterbrechungen des Erwerbslebens, unterschiedliches Berufswahlverhalten und die geringere Bewertung von typischen Frauentätigkeiten - bagatellisiert bzw. vernachlässigt würden. Zudem würde bei alleiniger Betrachtung der bereinigten Lohnlücke unsichtbar gemacht, dass strukturelle Merkmale ihrerseits Diskriminierungspotenziale bergen können - man denke hier beispielsweise an die Besetzung von Führungspositionen. Die Höhe der unbereinigten Lohnlücke bleibt damit ein Kernindikator für Gleichstellung, da sie strukturelle Unterschiede deutlich macht. Sie ist insofern Ansatzpunkt für unser politisches Handeln.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dorothee Bär

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