Frage an Dorothee Bär von Paul H. bezüglich Jugend
Sehr geehrte Frau Bär,
mit Erstaunen habe ich in den Medien die Haltung der Union zum Thema Betreuungsgeld verfolgt. Einerseits besteht ab 2013 zwar ein rechtlicher Anspruch für 33 Prozent der 1- bis 3-jährigen Kinder auf einen Krippenplatz. Andererseits forciert die Union jedoch das häusliche Betreuungsgeld für Frauen, die zu Hause ihr Kind erziehen wollen. Für mich hat es den Anschein, dass die Union in diesem Punkt inhaltlich widersprüchlich handelt. Aufgrund des demografischen Wandels sind wir ja darauf angewiesen, dass - besonders hochqualifizierte - Frauen Beruf und Erziehung unter einen Hut bringen können, dementsprechend sind sie und ihre Partner auf Krippenplätze angewiesen. Das Geld wäre in der Schaffung der versprochenen Krippenplätze besser angelegt. Das Argument, das Betreuungsgeld könne auch für den Krippenplatz des zu betreuenden Kindes ausgegeben werden, greift nicht, wenn gar nicht genügend Krippenplätze zur Verfügung stehen. Kinder bildungsferner Familien werden mit noch höherer Wahrscheinlichkeit zu Hause betreut werden. Dadurch wird eine wichtige Chance auf Bildungsvermittlung blockiert. Zudem führt eine noch längere berufliche Ausfallzeit von Frauen zu einer Reduktion der Rente im Alter. Die finanzielle Abhängigkeit vom Partner wird gefördert, die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau im Falle einer Trennung vom Staat abhängig wird, ist dadurch extrem hoch. Ein Wiedereinstieg in den Beruf, v.a. in qualifizierter Position, nach der Familienzeit wird um so schwieriger, je länger diese Pause dauert.
Für eine Stellungnahme bedanke ich mich im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Paul Hanel
Sehr geehrter Herr Hanel,
vielen Dank für Ihre Frage. Dass das Betreuungsgeld nur für die Eltern gezahlt wird, bei denen ein Elternteil - meistens die Mutter - auf die Erwerbstätigkeit verzichtet, ist ein Irrtum. Das Betreuungsgeld soll allen Eltern von Kleinkindern unabhängig von ihrer Erwerbsarbeit offenstehen. Wir wollen, dass sich Eltern frei entscheiden können, wie sie ihre Kinder erziehen und betreuen wollen. Wir investieren viele Steuermilliarden in den Ausbau der Krippenbetreuung - was ich gut und richtig finde. Doch nicht alle Eltern streben für ihre ein- und zweijährigen Kinder einen Platz in einer Kita an. Sie befürchten, dass die in Deutschland in vielen Kitas übliche Gruppengröße für ihre Kinder zu viel Stress bedeuten könnte. Sie wünschen sich eine individuellere Betreuung, die sie entweder selbst übernehmen oder die sie familiennah organisieren. Das Betreuungsgeld soll diesen Eltern dabei helfen, Alternativen zum Krippenplatz besser verwirklichen zu können.
Die Mittel für das Betreuungsgeld gehen nicht zu Lasten des Krippenausbaus, sondern werden zusätzlich aufgebracht. Das Geld für beide Maßnahmen ist sehr gut angelegt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dorothee Bär, MdB