Frage an Dirk Stettner von Ulrich T. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Stettner,
mit Bestürzung und Wut habe ich in dieser Woche einen Artikel über den erbärmlichen Zustand einer Grundschule in Weißensee gelesen. Mein Sohn wird morgen eingeschult und mich interressiert, wie Sie und Ihre Partei diese Mißstände abstellen wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Tobies
Sehr geehrter Herr Tobies,
ich teile Ihre Bestürzung in vollem Umfang. Umso mehr, da diese Zustände seit langem bekannt sind. Auf den von Ihnen wahrscheinlich gelesenen Artikel hin, habe ich geschrieben:
http://www.dirk-stettner.de/index.php?ka=1&ska=1&idn=11
Bildung ist Rot-Rot egal!
"Schule der Schande" in Weißensee
Das hat mit Ehrlichkeit wirklich nichts mehr zu tun: Rot-Rot ist Bildung
offensichtlich egal. Damit leben sie ihre ideologischen Phantasien auf dem
Rücken unserer Kinder aus. In der ihm eigenen Deutlichkeit hat der Berliner
Kurier es auf den Punkt gebracht: "Berlins kaputteste
Schule" http://www.berliner-kurier.de/berlin/kiez-stadt/die-schule-der-schande-/-/7169128/9543474/-/index.html
- das ist unsere Grundschule am Weißen See!
(... Zitat des Protokolls aus dem Ausschuß Schule, Sport, in dem wir wieder
einmal auf die unhaltbaren Zustände hingewiesen haben ...)
Die zuständige Stadträtin (SPD) kennt diese Zustände spätestens seitdem wir sie darauf öffentlich hingewiesen haben - warum sie vorher nicht eigenständig handelt, ist unerklärlich. Dass sie seitdem nicht wenigstens die schlimmsten Mängel beseitigt hat, ist unverantwortlich. Das ständige Gerede von Rot-Rot, Bildung sei wichtig und sie würden sich für unsere Kinder einsetzen, entlarvt sich spätestens hier als scheinheilig. Ganz offenbar ist es Rot-Rot nicht wichtig genug.
Das Ergebnis des Bildungsmonitors und der letzte Platz Berlins von allen Bundesländern, kann vor diesem Hintergrund nicht überraschen:
Die Welt dazu http://www.welt.de/politik/deutschland/article9088506/Bildung-Sachsen-Spitze-Berlin-Schlusslicht.html
:
Sachsen hat Deutschlands bestes Bildungssystem. Im bundesweiten Vergleich konnte der Freistaat seine Spitzenposition vor Thüringen und Baden-Württemberg behaupten. Das geht aus dem Bildungsmonitor 2010 hervor. Er wurde am Donnerstag von der arbeitgeberfinanzierten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft Berlin veröffentlicht. Der zum 7. Mal veröffentlichte Bildungsmonitor bewertet anhand von mehr als 100 Indikatoren, welchen Beitrag das Bildungssystem eines Bundeslandes zu mehr Wirtschaftswachstum leistet. **Das Schlusslicht der Vergleichsstudie ist Berlin.
Was haben wir in Berlin wichtigeres als die Bildung unserer Kinder? Um was
müssen wir uns mehr kümmern als den Zustand unserer Schulen und die
Motivation unserer Lehrer und Erzieher?
Zitat aus dem Protokoll:
Auf Nachfrage ergänzt Frau Zürn-Kasztantowicz, dass eine massive
Schimmelbelastung in diesem Schulgebäude nicht bekannt ist. Eine Lösung des
Problems der Einhaltung von Normtemperaturen ist gegenwärtig unklar,Maßnahmen
für den nächsten Winter müssen entwickelt werden.
Auf Nachfrage von Frau Pfennig erklärt die BzStRin, dass im Falle von
erkannter Schimmelbelastung in den Regel ‚schlicht übermalt’ wird. Die
Schulverwaltung wird sich mit dem Problem aber aktiv beschäftigen.
- "Schlicht übermalt"?
- "Maßnahmen zur Einhaltung der Normtemperatur unklar"?
Die Zustände an unserer Schule sind Rot-Rot bekannt und sie ändern sie
einfach nicht - es ist ihnen offenbar egal. So einfach und so traurig ist
das.
In Facebook lässt sich die Stadträtin zum Gymnasium folgendermaßen aus:
"ich finde es zum heulen - 35 jahre verschwendete zeit für bildung in
deutschland. und das nur weil die konservativen sich ihre "elite-schule"
gymnasium sichern wollen. die nachgewiesenermaßen weder die hochbegabten
noch die schwachen schüler fördert, sondern nur mittelmass produziert. und
als einzige methode "vorkäeuen - auswendiglernen - wiederkäuen - umgehend
vergessen" kennt. unerträglich jetzt diese schleimerei."
Sie hat nun wirklich vor ihrer eigenen Haustür genug zu kehren. Anstatt über
andere Bundesländern zu schimpfen sollte sie den Bildungsmonitor sich genau
ansehen und dann viel Zeit für unsere Schulen und deren Zustand
investieren.
Da hat sie genug zu tun und sollte endlich anfangen!
Es ist eine Frage der Prioritäten. Rot-Rot führt unseren Bezirk politisch und entscheidet jedes Jahr, welche Projekte, welche Schulen Geld bekommen und welche nicht. Natürlich haben wir nicht die Möglichkeit, alle Maßnahmen gleichzeitig durchzuführen, jedoch haben wir bei einem Bezirkshaushalt von rund 600 Millionen (!) Euro jährlich sehr wohl die Entscheidung. Diese hat Rot-Rot getroffen: In der Grundschule am Weißen See sollen die Kinder weiter frieren, Schimmel ertragen und Toiletten nutzen, die wir alle nicht betreten wollten. Darüber können wir nur bestürzt sein. Erst müssen wir dafür Sorge tragen, dass unsere Schulen einen akzeptablen baulichen Zustand haben und danach kann darüber nachgedacht werden, Millionen in neue Schulformen oder eine Parkraumbewirtschaftung zu stecken. Dafür werde ich mich weiter einsetzen.
Viele Grüße,
Ihr Dirk Stettner