Frage an Dilek Kalayci von Petra W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo Frau Kolat,
wie stellen Sie sich im Bezirk die weitere Integration unserer ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger vor? Was ist hier aus Ihrer Sicht zu verändern bzw. verbesserungswürdig?
Mit freundlichen Grüßen
Petra Woosmann
Hallo Frau Woosmann,
ich freue mich über Ihr Interesse zum Thema Integration. "Integration" ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen. Statt darüber zu debattieren, ob Integration "gelungen" oder "nicht gelungen" ist, sollte viel mehr über konkrete Schritte gesprochen werden, die den Integrationsprozess voranbringen. Wir haben in Berlin wichtige Schritte unternommen, von denen ich überzeugt bin, dass sie in einigen Jahren im positiven Sinne für Integration Wirkung zeigen werden.
Wenn Sie mich fragen, was noch zu tun ist, dann würde ich Ihnen konkrete Maßnahmen gerne benennen, die wir begonnen haben und unbedingt weiterentwickeln und erweitern müssen.
Wir müssen als erstes die schulische Situation von Kindern nichtdeutscher Herkunft insgesamt verbessern. Noch immer verlassen ein Drittel dieser Kinder die Schule ohne einen Schulabschluss und ein Drittel nur mit einem Hauptschulausschuss. Es muss frühzeitig mit der Sprachförderung begonnen werden - und zwar in der Kita. Die Einführung des Bildungsprogrammes für die Kitas ist ein wichtiger erster Schritt gewesen, um mit der Sprachförderung früh zu beginnen. Tempelhof-Schöneberg hat hier schon mit Modellprojekten in den Kitas eine Vorreiterrolle eingenommen. Der Bezirk sollte und wird hier weiterhin einen Schwerpunkt setzen. Wir müssen das Bildungsprogramm in den Kitas mit dem Schwerpunkt Sprachförderung umsetzen.
Damit finanzielle Mittel kein Hindernis für den Kitabesuch darstellen, haben wir bereits beschlossen, dass das letzte Kitajahr ab 2007 gebührenfrei wird. Konsequenterweise sollten die Kitagebühren komplett aufgehoben werden, damit die Eltern ihre Kinder auch früh in die Kita schicken und nicht erst kurz vor dem Schulbeginn. Dies werden wir noch leisten.
Die Mütterkurse in Berlin sind ein großer Erfolg. Auch in unserem Bezirk gibt es gelungene Kurse, wo Mütter Deutsch lernen, während ihre Kinder in der Schule sind. Die Mütter lernen nicht nur Deutsch, sondern sie sind in der Schule ihrer Kinder und kommen so in Kontakt mit den Lehrern. Für die gemeinsame Erziehungsaufgabe durch Elternhaus und Schule ist dieser Umstand viel Wert. Wir konnten die Platzzahl für ganz Berlin von 6.500 auf 9.000 erhöhen. Die Nachfrage ist groß. Aus meiner Sicht sollten wir diese Integrationsangebote noch weiter ausbauen, wenn es finanziell möglich ist.
Dies sind einige Beispiele, wie "Integration durch Bildung" gelingen kann. Nur: Wir müssen auf diesem Weg weiter machen und die positiven Ansätze erweitern und entwickeln. Dafür werde ich mich einsetzen.
Unser Bezirk Tempelhof-Schöneberg und insbesondere mein Wahlkreis Friedenau bietet sich gut an, den Austausch und die gegenseitige Unterstützung zwischen den Bürgerinnen und Bürger zu organisieren. Wir habe viele Bürgerinnen und Bürger, die bereit sind, in ihrer Freizeit Migrantenkinder zu unterstützen, mit ihnen zu lesen oder Kultur zu entdecken. Auf der anderen Seite wohnen in unserem Bezirk und in Friedenau auch Migrantenkinder, die dringend insbesondere bei dem Erwerb der deutschen Sprache Hilfe brauchen. Solche Bürgerkontakte herzustellen, finde ich eine gute Projektidee, die ich weiterentwickeln möchte. Ich freue mich über Anregungen und Unterstützung.
Herzliche Grüße
Dilek Kolat