Sehr geehrte Herr Bartsch, wie stehen Sie zum Projekt der KKMV Rostock zur Klärschlamm-Mono-Verbrennungsanlage ohne Garantie für eine machbare Phospahat-Rückgewinnung?
Sehr geehrter Herr K.,
für die geplante Anlage haben sich mehrere Kommunen als Klärschlamm-Kooperation Mecklenburg-Vorpommern GmbH (KKMV) zusammengeschlossen. Dadurch erhielten Landtag und Landesregierung aus M-V mehr Einfluss auf das konkrete Projekt als der Bund. Auch wenn es Alternativen zur Verbrennung gibt, habe ich Verständnis für die Wahl dieser Variante. Der Bau verhindert, dass der Klärschlamm wie bisher in andere Bundesländer transportiert werden muss.
Die Verbrennung ist derzeit das einzige großtechnisch erprobte Verfahren, bei dem anschließend so viel Phosphor zurückgewonnen werden kann, wie die Europäischen Union ab 2029 verlangt. Die „nassen“ Verfahren in der Kläranlage schaffen das nicht zuverlässig. Sie sollten trotzdem stärker gefördert werden, da sie ökologisch und ökonomisch vorteilhafter sind und sich positiv auf die darauffolgenden Prozesse auswirken. Bei Rückgewinnung des Phosphats, Ausschleusung von Schadstoffen und Erreichen von Klimaneutralität ergeben sich Zielkonflikte, die sich leider nicht vollständig auflösen lassen. Unser primäres Ziel sollte es daher sein, das Einleiten von Schadstoffen an der Quelle weiter zu reduzieren.
Die KKMV gab im Mai bekannt, dass ihre Anlage teurer wird als geplant, weshalb sie zunächst die Phosphor-Rückgewinnung gestrichen hat. Die Kostensteigerung lag daran, dass die dezentrale Trocknung doch zu teuer ist und weniger Wärme als Nebenprodukt anfällt, als ursprünglich gedacht. Die KKMV kann jedoch noch Fördermittel beim Wirtschaftsministerium von Mecklenburg-Vorpommern beantragen. Ab 2029 ist die KKMV zur Phosphatrückgewinnung verpflichtet.
Der Abbau von Phosphat zerstört die Natur der Förderländer und bereits jetzt ist der abgebaute Dünger mit höheren Schadstoffkonzentrationen wie Uran und Cadmium belastet. Deswegen ist es keine Option, die Anlage ohne Phosphorrückgewinnung zu bauen, auch wenn die Gewinnung auf diesem Wege derzeit noch teurer ist. Letztlich führt an der Phosphorrückgewinnung kein Weg vorbei und wenn es nicht sofort erfolgen kann, muss es nachholend realisiert werden.
Freundliche Grüße
Dr. Dietmar Bartsch