Dieter Stolpe
DIE LINKE
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Frage von Alfons G. •

Frage an Dieter Stolpe von Alfons G. bezüglich Soziale Sicherung

Sind Sie für eine Legalisierung der Sterbehilfe?

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Folgenden möchte ich Ihre Frage zur Legalisierung der Sterbehilfe beantworten:

Die Freigabe der aktiven Sterbehilfe, bzw. die dementsprechende Änderung des § 216 StGB halte ich für gefährlich, besonders in einem Zeitalter in dem neoliberale "Verwertungsvorstellungen" über Menschen die gesellschaftliche Debatte erfüllen.

So ist es z.B. zynisch und infam, wenn man grundsätzlich und von einer von vorn herein ökonomisch definierten Sichtweise aus die Frage stellt, ob es (noch) vetretbar ist, einem 80-jährigen Menschen ein künstliches Hüftgelenk zu implantieren.

Etwas grundverschieden Anderes wäre gewesen, die Frage zu stellen, ob
man mit bestimmten Operationen bei betagten Menschen etwas zur Besserung deren Lebensqualität beiträgt oder nicht. Das ist aber wiederum nur an der individuellen Patientin oder dem individuellen Patienten zu diskutieren; diese Frage taugt nicht zur Verallgemeinerung.

Der Beruf des Arztes hat auch nicht umsonst seinen hohen moralischen Stellenwert.

Zur Klärung solcher Fragen leisten z.B. die Ethikkonferenzen an den Kliniken eine wertvolle Arbeit.

Trotzdem muss bei der Sterbehilfe der Tatsache Rechnung getragen werden, dass sich bei Umfragen über 60% der Menschen für eine Legalisierung oder zumindest für eine Lockerung der restriktiven Bestimmungen aussprechen.

Woran liegt das ?

Aufgrund der modernen Medizin werden die Menschen erfreulicherweise immer älter und das zumeist bei einer guten Lebensqualität. Auf der anderen Seite nehmen aber schwere Erkrankungen, wie z.B. Tumorerkrankungen besonders auch bei jüngeren Menschen immer stärker zu.

Das macht die Anpassung der restriktiven Gesetzeslage in Deutschland, die jegliche Überlegung zur Sterbehilfe kriminalisiert, dringend notwendig. Es kann insbesondere nicht sein, dass sich Menschen in ihrer Verzweiflung dazu genötigt sehen, in andere Länder mit liberaleren Gesetzen zu reisen oder oder Kurzschlußhandlungen begehen. Hier hat der moderne humane Staat eine Bringschuld!

Für eine Gesetzesänderung bzgl. der Sterbehilfe sollte m.E. ein Gremium, z.B. bestehend aus solchen Ethikkonferenzen der Kliniken, Sozialverbänden, Pflegenden, Ärzten, Juristen, etc. gebildet werden, welches einen entsprechenden Vorschlag für den Bundestag und eine breiteste öffentliche Debatte vorlegt.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Stolpe