Frage an Dieter Scheel von Ang K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Scheel,
Ich finde es sehr lobenswert, dass Sie zu den Politikern gehören die zumindest die meisten Fragen beantworten, vielleicht habe ich auch Glück.
mein Sohn besucht zwar erst die 1. Klasse, übrigens einer Privatschule, weil das Bildungssystem in Hamburg dermaßen schlecht ist; aber er kommt irgendwann in eine weiterführende Schule.
Für welche Auswahl, die die Eltern dann haben sollen, setzen Sie sich ein? Elitegymnasium und Resteschule?
Was mache ich wenn mein Sohn
a) nicht gut genug fürs Gymnasium ist oder
b) nicht gut genug sein darf, da er aus einem sozial schwächeren Elternhaus kommt?
Bitte antworten Sie mir schnell, da diese Frage für mich sehr wahlentscheidend ist.
mfG
a.krogh
Sehr geehrte Frau Krogh,
Sie haben recht, wenn Sie die 600 unter Ole von Beust reduzierten Lehrerstellen kritisieren. Um die heutige Jugend nicht in eine perspektivlose Zukunft zu entlassen, halte ich es für unbedingt notwendig, die sekundäre Sozialisationsebene der Schulzeit zu verbessern und mit kleinen Klassen von etwa 20 Schülern sowie dem dafür erforderlichen Lehrkörper auszustatten.
Ich glaube, um Chancengleichheit zu wahren und individuelle Förderung zu ermöglichen, könnte das von der ZENTRUMSPARTEI LV HAMBURG favorisierte sogenannte Zwei-Säulen-Modell das Schulmodell der Zukunft werden. Dann sollen zwei durchlässige Ausbildungsstätten ohne "Sitzenbleiber" einen qualifizierten Abschluß ermöglichen - nämlich Stadtteilschule und Gymnasium. Zunächst sollen Real-, Haupt- und Förderschule abgeschafft und zur Stadtteilschule zusammengeführt werden, alle besuchen gemeinsam die gleiche Schule. Dabei werden schwächere Schüler in dieser kollektiven Gemeinschaft mitgezogen und erzielen mit Sicherheit einen besseren Abschluß als bisher auf der Real-, Haupt- oder Förderschule.
Ähnlich wie bisher, soll auf der Stadtteilschule vom Lehrkörper nach vier Jahren die individuelle Fähigkeit der Schüler festgestellt und die Empfehlung für das Gymnasium oder die Fortsetzung der Stadtteilschule ausgesprochen werden. Das sicherlich arbeitsintensivere Gymasium kann dann nach weiteren acht Jahren (verkürzte Schulzeit) mit dem Abitur verlassen werden, während die (durchlässige) Stadtteilschule entweder vorzeitig mit einem geringeren aber zukunftsfähigen Abschluß oder ebenfalls (für Spätentwickler) mit dem Abitur - jedoch erst nach weiteren neun Jahren - abgeschlossen werden kann.
Sie können das Gymnasium nach wie vor als Eliteschule bezeichnen, was es ja eigentlich auch sein soll, denn nicht alle Menschen und somit auch nicht alle Schüler besitzen alle die gleichen Fähigkeiten und sollten somit auch entsprechend ihrer individuellen Neigungen gefördert, ausgebildet und für das Leben vorbereitet werden.
Wenn Sie glauben, dass Ihr Sohn den Ausbildungsforderungen des Gymnasiums gerecht wird, sollten Sie auch auf diesem Schulzweig bestehen. Sprechen Sie jedoch zuvor mit dem/der Lehrer/in Ihres Sohnes und finden gemeinsam den Ausbildungsweg Ihres Sohnes heraus, der ihn weder über- noch unterfordert und seinen Neigungen und Fähigkeiten am sinnvollsten entspricht!
Mit freundlichem Gruß
Dieter Scheel