Wie stehen Sie zur Bürgerinitiative "Deutsche Wohnen & Co enteignen!"?
Sehr geehter Herr B.,
Es drohen enorm hohe Kosten in Folge der von der Initiative geforderten Enteignungen. Die Entschädigungszahlungen an die jetzigen Eigentümer:innen werden nach den ersten Schätzungen zwischen 20-40 Milliarden Euro liegen. Zum Vergleich, der gesamte Berliner Landeshaushalt umfasst ca. 30 Milliarden Euro pro Jahr. Dies bedeutet entweder massive Neuverschuldung oder massive Kürzungen in vielen anderen Bereichen. Beides erscheint mir vor dem Hintergrund der enormen Kosten durch die Corona Krise und den großen Investitionsaufgaben der Zukunft wie zum Beispiel im Bildungsbereich nicht der richtige Weg. Es ist zudem meiner Meinung nach viel zu viel Geld für im Ergebnis nicht eine neue Wohnung mehr in Berlin. Bezahlbarer Wohnraum für alle wird nicht durch Rückkauf/Enteignungen von bereits bestehenden Wohnungen geschaffen, es braucht dafür mehr neuen Wohnraum. Diese müssen gebaut werden.
Deshalb bin ich vor allem für den Ausbau von gefördertem und sozialen Wohnungsneubau, Mieter:innenschutz und Instrumente wie einen Mietendeckel auf Bundesebene.
Die Enteignungsforderung der Initiative schafft keine neuen Wohnungen und dient daher nicht dem Allgemeinwohl aller Berliner:innen. Dies muss aber der Anspruch für einen solch gravierenden Grundrechtseingriff sein, damit er angemessen ist und rechtlich bestehen kann.
Daher sind vermutlich in der Folge mit den sog. Enteignungen jahrelange Rechtsstreitigkeiten und Rechtsunsicherheiten verbunden, zudem im schlimmsten Fall Milliardenschwere Schadenersatzzahlungen. Zusätzlich werden private Investoren vermutlich aus Sorge vor Enteignungen zukünftig weder neue Wohnungen in Berlin planen noch bauen.
Kosten, Nutzen und Risiko stehen für mich daher in keinem gesunden Verhältnis, deshalb lehne ich die Enteignungsforderung der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ ab.
Mit freundlichen Grüßen
Derya Çağlar