Frage an Derya Çağlar von Markus E. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Guten Tag, Frau Çağlar,
ich habe drei Fragen:
1. Sind Sie der Meinung, dass eine doppelte/mehrfache Staatsbürgerschaft sinnvoll ist - ungeachtet der jeweiligen Nationalitäten.
2. Befürworten Sie einen Sprachunterricht "Türkisch als Muttersprache" in Berliner Grundschulen?
3. Halten Sie es für richtig, dass in vorwiegend von Türkischstämmigen Berlinern besuchte Moscheen Imame aus der Türkei predigen?
Herzlichen Dank für Ihre Antworten,
M. E..
Lieber Herr M. E.,
vielen Dank für Ihre Fragen, die ich Ihnen sehr gerne beantworte. In den letzten Wochen wurde viel und sehr kontrovers über die doppelte Staatsbürgerschaft gesprochen. Meine Haltung dazu ist klar: In einer weltoffenen und modernen Gesellschaft muss es möglich sein, dass es doppelte Staatsbürgerschaften gibt. Ohnehin ist das auch gelebte Realität in Deutschland: Über 50 Prozent der Eingebürgerten Menschen behalten neben dem deutschen, ihren alten Pass. Im Übrigen machen es die Deutschen im Ausland nicht anders – beispielsweise in der gesamten EU, der Schweiz und zahlreichen anderen Ländern: Viele Auswanderer behalten ihren deutschen Pass und erwerben zusätzlich einen Pass des anderen Landes oder der Schweiz. Sollten wir den eingebürgerten Deutschen dieses Recht nicht einräumen, würden wir „Staatsbürger 2. Klasse“ erschaffen und somit Integrationsbemühungen keinen Gefallen tun. Der Pass bedeutet nicht nur Heimatverbundenheit, sondern kann in einigen Ländern beispielsweise den Empfang von Erbschaften erleichtern. Dass man sich vor diesem Hintergrund zu zwei Staaten zugehörig fühlen kann, ist nachvollziehbar. Wichtig ist nur, dass man sich voll und ganz auf das Land einlässt, in dem man lebt und dort Verantwortung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt übernimmt. Integration funktioniert nicht über die Abgabe eines Dokuments – Die Haltung ist entscheidend! Grundsätzlich ist für die soziale Teilhabe in Deutschland wichtig, dass Menschen die deutsche Sprache früh und schnell lernen. Das sollte in den Kitas beginnen und bis zu den Universitäten weitergeführt werden. Nur so ist die Eingliederung der Menschen, die zu uns kommen oder schon länger hier sind, möglich. Auch aus diesem Grund bin ich und die SPD Berlin für kostenlose Bildung ab der Kita an – so können wir auch sicherstellen, dass Kinder aus Familien, welche die notwendige Integrationsbereitschaft nicht zeigen, Chancen auf Integration in unserem Land haben!Mit Blick auf die Imame in Moscheen hierzulande kann ich Ihnen sagen, dass ich die Ausbildung von Imamen innerhalb Deutschlands befürworte. Denn so gewährleistet man, dass die Imame näher an der Lebenswirklichkeit der hier lebenden Menschen sind.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Derya Çağlar