Werden Sie das Thema Endometriose unterstützen? Was können Sie im Rahmen der Endometrioseaufklärung konkret tun? Wie möchten Sie Diagnostik, Behandlung und Forschung vorantreiben?
Sehr geehrte Frau Burkhardt,
Endometriose betrifft 1 von 10 Frauen und ist die 2. häufigste gynäkologische Krankheit. Jährlich gibt es 40.000 Neudiagnosen und trotzdem ist die Krankheit weitestgehend unbekannt. Auch die Ursachen sind bislang unbekannt, so können nur die Symptome behandelt werden. Für die Aufklärung, Forschung und Behandlung werden nicht genügend Gelder für Verfügung gestellt. Trotz der Verbreitung der Krankheit, den Konsequenzen der Erkrankung, der eingeschränkten Lebensqualität der Betroffenen und dem unvertretbaren langen Zeitraum bis zur Diagnose (bei mir 22 Jahre), wurde über dieses Thema noch nie im Bundestag oder in einem Landtag beraten. Die Endometriose Vereinigung hat einen Forderungskatalog zusammengestellt. Ich bitte Sie sich die Zeit zu nehmen, diesen kurz zu lesen und sich über die Krankheit zu informieren und mir mitzuteilen, inwiefern Sie sich im Rahmen der Aufklärung, Diagnostik, Behandlung und Forschung für Endometriose stark machen können
Vielen Dank
Sehr geehrte Frau R.,
vielen Dank, dass Sie mit diesem wichtigen Thema an mich herantreten. Auch ich habe in den vergangenen Jahren einen Aufschwung im Bewusstsein über Endometriose erlebt. Dennoch, da stimme ich Ihnen völlig zu, ist das Bewusstsein für eine Krankheit, die die Hälfte der Gesellschaft betreffen könnte, noch viel zu gering. Während es über die wichtigen Abtastungen zu Hodenkrebs ganze Plakatserien gibt, wird über Perioden und Krankheiten rund um die Periode im öffentlichen Leben weitgehend geschwiegen. Dass das Thema so stigmatisiert wird, schadet Frauen eindeutig.
Deswegen haben wir als SPD uns klar gemacht: Es braucht ein Update für die Gesundheit. Die Gesundheitsforschung, Ausbildung und Versorgungspraxis orientiert sich an mittelgroßen weißen Männern als Standard. Dass Frauen nicht einfach weniger männliche Männer sind, wissen wir seit Jahrzehnten. Trotzdem werden Frauen nicht in Medikamentenversuchen eingesetzt, weil sie durch ihre Regel einen schwankenden Hormonhaushalt haben. Dass das ein wichtiges Kriterium der Gesundheitsversorgung von Frauen ist, das auf jeden Fall Beachtung finden sollte, wird übergangen. Selbst bei den Vortests an Zellkulturen werden meist männliche Zellkulturen verwendet. Durch Tests konnte aber festgestellt werden, dass weibliche Zellkulturen Wirkstoffe anders aufnehmen. Es ist also durchaus möglich, dass Stoffe, die in männlichen Zellkulturen nicht wirkten und deswegen nicht weiter untersucht wurden, in weiblichen Zellen gewirkt hätten.
Wir als SPD werden uns dafür einsetzen, dass neue Therapieoptionen gefunden werden. Sie müssen Patient*innenspezfisch und bezahlbar sein. Deswegen fördern wir Programme in Prävention und Krankheitsfrüherkennung, die geschlechterspezifisch agieren. Deswegen ist Ihr Hinweis sehr wichtig für uns.
Im Europaparlament war Endometriose immer wieder auf der Tagesordnung. Schon 2005 stellte man Ihre Erkenntnisse auch weitgehend fest. Damals hatte eine Meinungserklärung einer Abgeordneten im Europaparlament auf große Resonanz gestoßen. Seitdem ist nicht genug passiert, um Therapie- und Diagnosemöglichkeiten europaweit zu fördern. Im vergangenen Jahr waren andere Gesundheitsthemen dringender, aber auf ewig kann dieses Thema nicht aufgeschoben werden. Zuletzt wurde 2015 ein Versuch unternommen, die Kommission zum Handeln zu überzeugen. Diese Versuche müssen weiter geschehen – bis die Kommission ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringt. Da sich die aktuelle Kommission die Förderung der öffentlichen Gesundheit auf die Fahnen geschrieben hat, bleibt nur zu hoffen, dass sie dieses Thema in Bälde angeht. Da wir als Europäisches Parlament kein Initiativrecht haben, also keine Gesetze aufsetzen dürfen, können wir nur an die Kommission appellieren. Alles, was danach geschieht, steht außerhalb unserer Macht.
Mit freundlichen Grüßen
Delara Burkhardt