David Weber
DIE LINKE
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Frage von Nils W. •

Frage an David Weber von Nils W. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Weber,

in Anbetracht dessen, dass Ihre Partei „eine Schule für alle“ und jahrgangsübergreifende Klassen fordert, stellt sich mir die Frage, wie das ewiggestrige Modell der Volksschule mit den politischen Zielen Ihrer Partei in Einklang zu bringen ist. Da bereits jetzt bei den Schülern aus sozial benachteiligten Stadtteilen starke Wissensdefizite zu beobachten sind, wäre doch auch eine weitere Absenkung schulischer Unterrichtsqualität durch jahrgangsübergreifende Klassen ein deutliches Signal in die verkehrte Richtung. Ebenfalls ist der Vorschlag den Schüler nicht mehr zu benoten, sondern sie sich nur noch selbst einschätzen zu lassen meiner Ansicht nach falsch. Um seine eigenen Leistungen richtig reflektieren zu können benötigt jeder Mensch ein möglichst objektives Feedback, um die eigene subjektive Sicht beurteilen zu können. Erhält der Mensch keine Möglichkeit,auch die Sicht auf sich selbst in Frage zu stellen, so besteht letztendlich die Gefahr, der lebenslangen maßlosen Selbstüberschätzung. Wie gedenkt Ihre Partei den Gefahren, die durch dieses Schulsystem verursacht werden könnten, entgegenzutreten?

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Wolk,

Vielen Dank für Ihre Frage.

In der „einen Schule für alle“ werden eben alle Schüler,unabhängig von der finanziellen Ausstattung durch das Elternhaus,in ihren durchaus unterschiedlichen Begabungen und Talenten gefördert. Durch das Erkennen und Fördern der Stärken jedes oder jeder Einzelnen,welchen sozialen Hintergrund er oder sie auch hat,wird für und mit jedem Kind eine Perspektive für sein Leben erarbeitet,anstatt es schon früh,aufgrund fragwürdiger Kriterien,auszugrenzen.Die Trennung der Schüler im Alter von 10, die es in keinem anderen Land in Europa gibt, und die im „Zwei-Säulen-Modell“von CDU und SPD fortbestehen würde, ist eine solche Ausgrenzung.(Die Entscheidung darüber,auf welche Schule das Kind geht,richtet sich ausserdem bekanntlich oft nach dem Ehrgeiz und dem sozialen Status der Eltern-bei allen Respekt vor diesen,kann es gar nicht sein,dass Beamten-und Zahnarzt -Kinder in dem Ausmass klüger sind als die Kinder ärmerer Eltern,in dem sie stärker auf dem Gymnasium vertreten sind).Die Opfer dieser Ausgrenzung- Kinder die bisher auf die Hauptschule-im „Zwei-Säulen-Modell auf die „Stadtteilschule gehen-fühlen sich abgeschoben und perspektivlos.Die Folgen- Gewalt an den Schulen und auch ausserhalb, soziale Ghettoisierung etc.-sind gleichermassen bekannt wie fatal.

Ihre Meinung, jahrgangsübergreifende Klassen würden das Unterrichtsniveau senken, teile ich nicht.Ein solches Konzept ermöglicht den Schülern ja gerade das Lernen voneinander,den Jüngeren das Lernen von den Älteren,und wird im Übrigen ja auch von verschiedenen Schultypen ,denken Sie an Montessori Schulen, schon lange erfolgreich praktiziert.

Der Verzicht auf die klassische Benotung durch Zensuren schliesslich,bedeutet nicht den Verzicht auf ein Feedback durch den Lehrer.Seine Bewertung aller, auch der gesellschaftlich-sozialen, Kompetenzen des Schülers,kann,zusammen mit dessen eigener Einschätzung ,und der Einschätzung durch seine Mitschüler,ein durchaus realistischeres Bild zeichnen,als die Zensur aufgrund von Prüfungsergebnissen.Diese Ergebnisse zeigen ja oft nur,ob ein Kind an einem bestimmten Tag in der Lage war,ein bestimmtes,genormtes,meistens in einer Behörde festgelegtes Wissen,abzurufen.Ob der eine Schüler sich an diesem Tag pudelwohl fühlte, während der andere zu Hause mitbekommen hatte,dass seine Eltern Schwierigkeiten haben,die Miete zu bezahlen,und deshalb Druck empfand, der sich auch auf seine Arbeit niederschlug,wird in der Benotung ja nicht berücksichtigt Auch ob der Schüler andere Interessensgebiete hat,und sich in diesen ausserschulisch aktiv weiterbildet,kann durch eine klassische Benotung nicht angezeigt werden (So interessierte ich selber mich z.B. auch mit 11 schon sehr stark für Politik,und wusste auch einiges darüber,konnte meinen Notenschnitt dadurch jedoch nicht heben,da das Fach nicht geprüft wurde).

Da die Schule immer auch die derzeitige Gessellschaft widerspiegelt,und die Gesellschaft der Zukunft prägen will,ist es folgerichtig,dass eine LINKE sich für eine fortschrittliche,gerechte Schule einsetzt- für „eine Schule für alle“.

Mit freundlichen Grüssen

David Weber