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Daniel Bahr
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Frage von Claus W. •

Frage an Daniel Bahr von Claus W. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Bahr,

Sie antworteten einem Arzt auf dessen Frage nach Ihrer Unterstüzung für ein eventuelles Dokumentationszentrum über die Opfer des Tabakkonsums "... halte ich allerdings in dieser Sache für nicht angemessen! Die Sachverhalte unterscheiden sich doch in erheblichem Maße!"

Die Sachverhalte unterscheiden sich ganz sicher. Allein schon von der Zahl der Opfer her. Aber genau anders herum. Ich wundere mich immer wieder, wie einseitig blind wir in unseren Sichtweisen sind, nur um dem gesellschaftlichen Konsens nicht zu widersprechen.

Nehmen Sie doch einfach mal die Fakten. Auf der einen Seite eine Industrie, die wohlwissend die Zigarette durch Zusatzstoffe so weit optimiert, dass sie möglichst früh möglichst stark abhängig macht, nur um möglichst viel Geld zu verdienen. Mit diesem Verhalten verursacht sie hunderttausende von Toten.

Auf der anderen Seite einen Staat, der seinen Bürgern die Freiheit nicht gönnt, um seine ideologischen Ziele zu erreichen. Zur Durchsetzung wird unter anderem der Schießbefehl an der Mauer erlassen. Mit diesem Verhalten verursacht er hunderte von Toten.

Der eine hat also ungefähr tausendmal so viel Schaden angerichtet wie der andere. Allerdings ist der mit dem geringeren Schaden unser ideologischer Feind, der mit dem höheren Schaden jedoch unser ideologischer Freund. Also wird auf den einen eingeprügelt und der andere nur vorsichtig zur Ordnung gerufen.

Das ist doch nicht in Ordnung, oder sehen Sie es anders?

Mit freundlichen Grüßen
Claus Wagner

Portrait von Daniel Bahr
Antwort von
FDP

Sie beschreiben in Ihrer Einlassung genau das Spannungsverhältnis, in dem sich die Politik bei jeder Entscheidung befindet. Auf der einen Seite steht eine größtmögliche Entscheidungsfreiheit des Einzelnen (positive, wie negative Entscheidungen fällen zu können und zu dürfen) und auf der anderen Seite steht der Eingriff in die Lebenssphäre des Einzelnen, um ihn vor „negativen“ Entscheidungen oder Einflüssen zu „schützen“.

Ich komme Ihnen völlig entgegen, dass Unternehmen eine größtmögliche Transparenz bei Inhaltsstoffen für Lebens- und Genussmittel herstellen müssen. Ob diese dann der Konsument zu sich nimmt, sollte er schließlich selbst entscheiden! Ich plädiere für den aufgeklärten und mündigen Bürger – nicht für den bevormundeten.

Den größten Schutz müssen wir selbstverständlich Kindern und Jugendlichen zukommen lassen. Diese dürfen nicht mit Entscheidungen alleine gelassen werden, die sie nicht vollumfänglich einschätzen können.

Lassen Sie sich versichert sein, dass wir sehr kritisch mit der Industrie über diese Fragen debattieren und klare Aussagen und Handlungsweisen einfordern.