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Daniel Bahr
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Frage von Konrad S. •

Frage an Daniel Bahr von Konrad S. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Bahr,
der Bundesvorstand der FDP, wo Sie Beisitzer der 2. Abteilung sind, hat am 28.06 2010 beschlossen, ein neues Grundsatzprogramm zu erarbeiten. In der Erklärung heißt es unter Anderem, dass Ihre Partei eine Gesellschaft will, in der Wohlstand durch Wachstum gesichert wird. Daher meine Frage: Inwiefern führt für Sie wirtschaftliches Wachstum zu Wohlstand (auch nicht materiellen) und ist Voraussetzung für eine freie Gesellschaft? Ist das BIP eines Landes also gleichbedeutend mit dem Wohlstand oder gar dem Wohlbefinden seiner Bürger? Wieso lehnt die FDP eine gerechte Verteilung des Reichtums und damit eine Schließung der Arm-Reich-Schere in unserer nicht gerade armen Gesellschaft ab? Ist Wirtschaftswachstum für Sie in jedem Fall positiv und wünschenswert, auch wenn dieses möglicherweise Schaden auf Kosten anderer anrichtet (z.B. Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen auf Kosten anderer Wirtschaftszweige wie beispielsweise der Gastronomie)?
Mit freundlichen Grüßen
Konrad Schröder

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Schröder,

das BIP ist eine klare Messlatte und lässt sich als Wert nur schwer manipulieren. Es kann vor allem eines, und das ziemlich gut: die Wohlstandsentwicklung messen.

Natürlich kann man ein Klima nicht umfassend beschreiben, wenn man nur die Temperatur misst, trotzdem kann aber jeder etwas damit anfangen, wenn man ihm sagt, dass es draußen 20 Grad ist. Selbstverständlich wird die Aussage präziser, wenn man auch noch die Windgeschwindigkeit, die Luftfeuchtigkeit, den Luftdruck und die Sonnenscheindauer für eine Beurteilung des Klimas heranzieht. Aber entwertet das die Bedeutung der Temperatur? Nein, ganz im Gegenteil: Je mehr Parameter hinzugezogen werden, umso größer werden paradoxerweise auch die Ungenauigkeiten. Gleiches gilt für das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Natürlich ist dieses kein Parameter für die Lebensqualität oder gar die Zufriedenheit der Bevölkerung.

Die Diskussion ist keine, ob wir stets Wachstum brauchen, sondern eine Frage von Stagnation oder Dynamik. Wollen wir uns als Gesellschaft darauf beschränken, den Wohlstand zu verwalten, oder wollen wir eine dynamische, zukunftsfähige Gesellschaft der Möglichkeiten, der Chance und Perspektiven bleiben. Eine Gesellschaft, die bereit ist, sich auf Neues einzulassen und in der Zukunft keine Bedrohung, sondern Möglichkeiten sieht.

Beste Grüße

Daniel Bahr